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Bounce Visu: «Wir wollen nur saufen, ficken, feiern»

Der Rap-Antiheld aus dem ländlich Luzernischen ist zurück: Visu droppt «Antiheld 2» und er zeigt sich bissiger und gesellschaftskritischer denn je zuvor. Aber keine Angst: Seine Battle-Fun-Rap-Roots schimmern noch immer durch.

Schon seit Visu 13 zarte Jahre alt ist, kenne ich den Rapper. Damals noch in einem Rap-Workshop bei mir im Studio, hat er sich in der Zwischenzeit via Battles (Shoutout Bonker & VBT) und seinen beiden Releases «Antiheld 1» (Mixtape) und der «Sex & Röschti»-EP eine szeneninterne Aufmerksamkeit errappt. Auf «Antiheld 2» klingt er nachdenklicher als auch schon und zeigt klar, dass er als Rapper gewachsen ist. Das hört man auch seiner Stimme an.

Melodie

Visu singt oder halbsingt sich teils auch ohne Autotune-Hilfe durch einige Hooks, und das gefällt sehr, z.B. auf «Zrugg» - so wie er die Melodien und Zweitstimmen singt, erinnert es ein wenig an Raf Camora. (Was nie scheisse ist.) Seine Stimme, besonders wenn er sie tiefer als gewöhnlich zum Klingen bringt, gibt ihm eine gewisse Ernsthaftigkeit, die man bei Visu bisher nicht oft fand.

The Life of Visu

Thematisch bleibt Visu viel bei sich selbst – sein Heranwachsen als Musiker wird thematisiert, die «Szene» und z.B. deren Verlogenheit moniert, aber immer ohne schnöselig oder bitter zu wirken. Mr. Sunshine persönlich rappt da manchmal:

«Aber ich blib wiiter obe fründlech und immer relaxed, well i dem Biz no chli Liebi und chli Lebe fehlt - ey»

Auf «Druff» wird die eigene Generation besungen. Was bei mir beim Hören für speziell anerkennendes Nicken sorgt, ist die Tatsache, dass sich Visu beim gesellschaftskritischsten Song für Doubletime entschieden hat – eine Rapform, die selten viel mehr als Flow & Stuss beinhaltet. Visu rappt sich den berauschten Generationsfrust pointiert von der Seele:

«Für das Lebe vo üsne Eltere simmer eifach nur zu motherfucking druff»

Musikalisch schwebt Visu zwischen neuzeiltichen Trapbeats und eher klassichen 90BPM-Beats. Obschon er klar auf den älter klingenden Beats gelernt hat zu rappen (I know, ich war dabei), macht es ihm sichtlich Spass, die langsameren und dadruch Flowvarianz-ermöglichenden Trapbeats zu berappen. Seinen Spass am Rappen hörst du im Allgemeinen immer raus, wenn Visu rappt, und das ist, auch im Kontrast zu eher dystopisch veranlagten Rapkollegen, doch recht angenehm.

«Antiheld 2» kannst du hier gratis runterladen.

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