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Breakdance Die Thunerin Jazzy Jes tanzt so manchen Typen an die Wand

Jazzy Jes war früher beim Breakdancen eines der wenigen Mädchen. Heute breakt sie besser als so mancher B-Boy und ist Mitglied der New Yorker Breakdance-Gruppe Rock Steady Crew. Uns hat sie ihre besten Moves gezeigt, über Respekt in der Szene und das Zürcher B-Girl World Final gesprochen.

Entspanntes Lächeln, gelbes Flatcap, grosse Ohrringe: Jazzy Jes sieht aus, als wäre sie in den 1970er-Jahren in der Bronx dabei gewesen. In der Geburtsstunde des Breakdance. Wäre da nicht dieser breite Berner Dialekt.

Powerfrauen als Vorbilder

Doch auch in Thun ist das Breaking angekommen – einige Jahre später. Zusammen mit einer Horde Jungs hat Jessica Rieben (30) ihre ersten Freezes und Posen geübt: «Ich war immer diejenige, die mit den Jungs rumgehangen ist. Es hat mir gefallen, dass sie das Breaking so diszipliniert verfolgten. Da wollte ich mitmachen.»

Es hat mir gefallen, dass die Jungs das Breaking so diszipliniert verfolgten. Da wollte ich mitmachen.

Sie hat nicht nur mitgemacht, sie hat sich richtig reingehängt. So ist Jazzy Jes immer mehr in die klar männerdominierte B-Boying-Szene reingerutscht und endlich auch auf weibliche Vorbilder und gleichaltrige B-Girls gestossen: «Eine der ersten Top-B-Girls, die ich kennengelernt habe, war Asia One . Als Girl war es extrem faszinierend und eindrücklich, diese legendäre Powerfrau zu sehen.»

Ehre und zugleich Druck

Nach zig harten Trainings, gewonnenen und verlorenen Battles, ging 2012 ein Traum in Erfüllung, den kein Schweizer B-Girl oder B-Boy je zu träumen gewagt hätte: Jazzy Jes und ihr Partner EZ Mike wurden in die New Yorker Rock Steady Crew aufgenommen. Die Breakdance-Crew wurde 1977 im New Yorker Stadtteil Bronx gegründet und gehört bis heute zu den bekanntesten und geschichtsträchtigsten Crews weltweit.

Wie können wir aus Thun bei einer solch legendären Crew bestehen?

«Das ist bis heute eine riesen Ehre und gleichzeitig war diese Aufnahme mit einem immensen Druck verbunden: Wie können wir aus Thun bei einer solch legendären Crew bestehen?» Dass es nicht auf die Herkunft ankommt, sondern Können und Talent viel wichtiger sind, hat das Thuner Paar sofort deutlich gemacht. Zusammen haben sie den Tanzstil «Top Rock Hustle» erfunden.

Breakdance als Paartanz

Ein Paartanz, der Elemente aus Top Rock und Partydances verbindet und inspiriert ist durch den Hustle. Vorstellen kannst du dir den Tanzstil wie eine Mischung aus Breakdance und langsameren, groovigen Paartanzelementen, also eine total neue Kombination. «Uns geht es darum, den sozialen Aspekt und den Austausch im Hip-Hop-Tanz wieder zurückzubringen. B-Boys tanzen an Partys, um Frauen zu beeindrucken oder ein Battle zu gewinnen, statt gemeinsam mit den Girls zu tanzen.»

Diesen neuartigen Tanzstil entwickeln die beiden stets weiter und geben rund um die Welt wie auch in ihrem Tanzstudio The Yard in Thun Lektionen dazu. Ja, in Thun. Von dort ist Jazzy Jes nie ganz weggekommen, obwohl die grosse, weite Welt gerufen hat: «Früher wollte ich immer weg. Heute bin ich ganz froh, wenn ich nach einem längeren Auslandaufenthalt wieder in meine Heimatstadt zurückkehren kann. Du gewinnst etwas Abstand und kannst die Batterien wieder aufladen.»

The Rise of B-Girls

Umso mehr freut sich Jazzy Jes, dass das diesjährige Red Bull BC One World Final in Zürich ausgetragen wird. Sie wird am 29. September das Finale der B-Girls schauen – eine Battle-Kategorie exklusiv für Breakdancerinnen, die es zum ersten Mal überhaupt gibt. Doch warum erst jetzt? «B-Girls gibt es schon lange. Aber ich denke, heute gibt es viel mehr Girls, die breaken und das auf einem sehr hohen Niveau.»

B-Girls gibt es schon lange. Aber ich denke, heute gibt es viel mehr Girls, die breaken und das auf einem sehr hohen Niveau.

Schliesslich sei es auch eine Generationenfrage: Etablierte B-Girls hätten nun ihre Nachfolgerinnen, die sie intensiv coachen und trainieren. Die Entwicklung ginge heute - auch wegen des einfacheren Medienzugangs – rasant und die Anerkennung entwickle sich dementsprechend schneller.

Obwohl Jazzy Jes als B-Girl in der Szene nie mit Frauenfeindlichkeit oder Respektlosigkeit konfrontiert wurde, meint sie: «Das B-Girl World Final setzt ein Zeichen. Lange genug ging es nur um die Boys. Jetzt werden endlich die Geschichten der B-Girls erzählt. Das sorgt für Inspiration, Zusammenhalt und macht Mut.»

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