Die Quote: Ein zweischneidiges Schwert?
Die einen befürworten sie als temporäre Massnahme, so wie Rapperin Steff la Cheffe: «Natürlich hat man als Musikerin immer ein bisschen Angst vor einer Quote. Man könnte ja meinen, man wird dann vielleicht nur noch gebucht, weil man eine Frau ist. Aber: Als Initialzündung zur Veränderung einer festgefahrenen Situation wäre eine Quote vielleicht gar nicht so schlecht.»
Andere sind gegen eine Quote, so wie Christoph Huber, Festivalleiter und Programmchef des Open Air St. Gallen. «Ich glaube nicht, dass eine Frauenquote die Lösung ist. Das Problem liegt eigentlich ja viel tiefer, in der Schule und bei der Erziehung. Ausserdem ist eine Quote gar nicht erfüllbar – insbesondere im Headliner-Bereich oder in bestimmten Genres, zum Beispiel in der Rockmusik.»
Die Keychange-Initiative
Anders sehen das die Festivals, die sich der Key Change Initiative angeschlossen haben. Bis 2022 wollen sie 50 % Frauen auf ihren Bühnen stehen haben – oder Bands, mit einer starken weiblichen Figur an der Spitze. Mit dabei sind zum Beispiel das Reeperbahn Festival , das Iceland Airwaves oder – als einziges Schweizer Festival – das B-Sides aus Luzern. «50 Prozent sind möglich», sagt Festivalleiterin Jennifer Jans. «Es erfordert vielleicht ein bisschen mehr Recherche und vor allem: ein bisschen Mut. Aber möglich ist es. Wir hatten bereits dieses Jahr 51 Prozent Musikerinnen auf unserer Bühne stehen – ohne Qualitätseinbussen.»
De facto eine Männerquote
Man kann von Frauenquoten halten was man will, Fakt ist: Ohne Quote hat sich in den letzten Jahren nicht viel verändert. Beinahe könnte man denken, dass Schweizer Festivals eine heimliche Männerquote haben: eine von 85 Prozent.