Eins nach dem anderen: Wer ist «Captain Marvel» überhaupt?
Die Figur von Carol Danvers alias Captain Marvel existiert in der Comicwelt des «Marvel»-Verlags seit Ende der 1960er-Jahre. Dort ist sie seit den 70er-Jahren auch regelmässig Teil des «Avengers»-Superhelden-Teams, welches in den Comics eine leicht andere Zusammenstellung als in den Kinofilmen hat.
Wir könnten nun noch erwähnen, wie und warum Carol Danvers zu ihren Superkräften gekommen ist, oder woher sie überhaupt stammt, aber das wäre schon zu viel verraten. Antworten auf diese Fragen liefert der Film.
Kann ich «Captain Marvel» schauen, ohne zuvor einen anderen Superhelden-Film aus dem «Marvel»-Universum gesehen zu haben?
Jein. Theoretisch geht das schon, und funktioniert vom Verständnis her wohl auch ganz zufriedenstellend – schliesslich präsentiert der Film ähnlich wie andere «Marvel»-Filme («Iron Man», «Captain America», «Spider-Man: Homecoming», etc.) eine in sich geschlossene Geschichte –, allerdings wirkt der Film als ganzes mehr wie die einundzwanzigste Episode einer TV-Serie und weniger wie ein eigenständiger Film.
Spinnen wir diese Idee doch noch kurz weiter: Wenn das «Marvel Cinematic Universe» wirklich eine TV-Serie ist, dann erwartet uns Ende April mit «Avengers: Endgame» das grosse Staffelfinale. Guter Zeitpunkt also, in der vorletzten Episode noch ein bisschen Backstory zu liefern. Und genau das macht «Captain Marvel»
So erfahren wir im Film beispielsweise wichtige Teile der Hintergrundgeschichte von Samuel L. Jacksons Charakter Nick Fury, ein essentielles Bindeglied dieses Kinofilm-Universums. Ausserdem laufen uns zahlreiche andere Figuren über den Weg, denen wir schon in früheren «Marvel»-Filmen begegnet sind.
Kommen wir zum Eingemachten: Wie ist der Film? (Und zwar ohne Spoiler, bitte!)
Spassig – aber auch nicht wirklich überraschend. So wie man sich das von «Marvel»-Filmen mittlerweile gewohnt ist.
«Captain Marvel» erzählt die Geschichte des gleichnamigen Charakters, gespielt von Oscar-Gewinnerin Brie Larson («Room»). Auf der Leinwand unterstützt wird sie unter anderem von Jude Law, Annette Benning und einem wie immer fantastischen Ben Mendelsohn, den es zuletzt als Bösewicht im «Star Wars»-Film «Rogue One» oder in «Ready Player One» zu sehen gab.
Im Mittelpunkt des Films steht der Konflikt zweier Alien-Rassen namens «Kree» und «Skrull». Alles in allem viel glorreicher Comicbuch-Nonsens also, der dank haufenweise Make-up und Latexmasken stellenweise auch an eine Episode von «Star Trek» erinnert.
Weil der Film hauptsächlich in den 90er-Jahren spielt, kommt «Captain Marvel» nebenbei mit einer grossen Portion 90er-Nostalgie daher. Das zeigt sich besonders im Soundtrack: Es gibt haufenweise Evergreens von Garbage, Hole, Elastica, R.E.M., TLC oder Nirvana zu hören.
Was hat nicht funktioniert?
Dank über zwanzig Filmen im gleichen Filmuniversum hat der Comicbuch-Verlag mittlerweile eine standfeste Formel entwickelt, wie seine Filme auszusehen haben, wie sie strukturiert sind und auf welche Art sie ihre Geschichten erzählen. Das heisst: «Marvel»-Filme sind passabel, meistens sehr unterhaltsam, fast nie schlecht, aber Ausreisser nach oben gibt es ebenso selten.
Mit Anna Boden und Ryan Fleck stand hier ein Regie-Team hinter der Kamera, welches bislang ausschliesslich im Independent-Kino («Half Nelson», «Mississippi Grind») am Werk war. Das fällt bei «Captain Marvel» sofort ins Auge: Unaufgeregte Dialogszenen, die in «echten» Sets spielen, gehören zu den Höhepunkten des Films, die ziemlich unübersichtlich geschnittenen Actionszenen eher weniger.
Ein paar Fragezeichen bleiben auch bezüglich Story des Films: Die Allianzen zwischen den einzelnen Figuren wechseln innerhalb des Films ziemlich oft. Geht das wirklich alles auf, wenn man den Plot genau unter die Lupe nimmt?
Gibt’s eine Post-Credits-Szene nach dem Abspann?
Jawohl!
Wie immer bei den «Marvel»-Kinofilmen heisst es auch hier wieder: Sitzen bleiben bis zum Ende! Die «Mid-Credits»-Szene liefert essentielles Material, die «Post-Credits» hingegen darf man ohne schlechtes Gewissen skippen.
Was steckt eigentlich hinter der Internet-Kontroverse rund um «Captain Marvel»?
Seufz. Müssen wir darauf wirklich eingehen? Also gut.
Als im letzten Herbst das erste «Captain Marvel»-Filmposter veröffentlicht wurde und es Brie Larson auf diesem gewagt hat, nicht (!!!) zu lachen, wurde ihr von einschlägigen Ecken des Internets vorgeschlagen, sie «solle es doch mal mit einem Lächeln probieren».
Auf diesen dämlichen – und sexistischen – Vorschlag reagierte Brie Larson mit einem Instagram-Beitrag , in welchem sie andere, männliche Superhelden thematisierte, die auf ihren Postern ebenfalls nicht lachen.
Und weil es eine Internet-Schlammschlacht ist, von der wir hier reden, haben sich die beiden Fronten mittlerweile so fest verhärtet, dass es Boykottankündigungen gegen den Film gibt und YouTube-Trailer des Films mit haufenweise «Daumen runter»-Dislikes abgestraft werden.
Alles in allem ziemlich idiotisch, darum sagen wir jetzt auch nichts mehr zu dazu. Wen’s wirklich interessiert: Hier gibt’s eine ausführliche Timeline der ganzen Kontroverse.
Unser Rating:
3 von 5 Punkten