Die Story
Ronit lebt in New York und arbeitet als Fotografin. Ein solch freies Künstlerleben konnte sie jedoch nicht immer führen. Aufgewachsen ist die gebürtige Engländerin nämlich in einer jüdisch-orthodoxen Familie in London. Von den strengen Regeln ihres religiösen Umfeldes riss sie sich jedoch irgendwann los und brach den Kontakt zu ihrer Familie komplett ab.
Durch ein unerwartetes Telefonat wird Ronit eines Tages von ebendieser Vergangenheit jedoch jäh eingeholt. Ihr Vater, ein bekannter Rabbi in seiner Gemeinde, sei während einer Predigt zusammengebrochen und gestorben.
Ronit fliegt kurzerhand nach London, wo sie nicht nur auf ihre Verwandten trifft, sondern auch ihre ehemals besten Freunde Esti und Dovid wiedersieht. Diese haben inzwischen geheiratet und führen ein frommes Leben, ganz nach jüdisch-orthodoxen Prinzipien. Ronits Rückkehr stellt deren Ehe jedoch auf eine harte Probe. Die beiden Frauen hatten nämlich vor Jahren heimlich ein Liebesverhältnis und können die Gefühle, die sie immer noch füreinander haben, immer wie weniger verbergen.
Das hat funktioniert
Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist «Disobedience» durchdrungen von einer vibrierenden Spannung, die von der Story, aber auch von den Beziehungen zwischen den Protagonisten ausgeht. Anfangs spielt der Film gelungen mit den Erwartungen des Zuschauers, der vorerst nur erahnen kann, was zwischen den alten Freunden passiert ist und warum ihre Beziehung so angespannt ist.
Im zweiten Teil wird diese Spannung, die den Film fast wie einen Krimi erscheinen lässt, durch die knisternde Anziehung zwischen Esti und Ronit abgelöst.
Das Setting ist kühl und düster inszeniert. Diese Gegenüberstellung der Kälte des Umfeldes und der lodernden Leidenschaft zwischen den beiden Protagonistinnen macht die Energie dieser unmöglichen Liebe noch eindringlicher spürbar.
Das hat nicht funktioniert
Der Film erzählt vieles über subtile Blicke und mit Momenten, in denen nicht viel passiert. Einige dieser Szenen wirken etwas langgezogen, und drohen dabei langweilig zu werden.
Trotz der unkonventionellen Liebesgeschichte ist der Aufbau der Geschichte ausserdem sehr klassisch und der Film steuert auf ein etwas gar dramatisches, Lovestory-typisches Ende zu.
Fazit
Mit der ergreifenden Leidensgeschichte einer Transfrau erlangte der chilenische Regisseur Sebastián Lelio letztes Jahr internationalen Erfolg. «Una mujer fantástica» gewann 2017 schliesslich den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.
Mit «Disobedience» beweist er mit seiner erstklassigen Besetzung nicht nur, dass er in Hollywood nun mit den ganz Grossen mitspielt, sondern ein weiteres Mal, dass er weiss, wie man Filme aus weiblicher Perspektive dreht.
«Disobedience» ist ein fesselndes Drama über eine verbotene Liebe, das uns zugleich Einblick in die jüdisch-orthodoxe Kultur gibt und die Grenzen zwischen Religion und Sexualität erprobt.
Dieser Film ist für
Fans von Liebesdramen und Queer-Cinema.
Rating
4 von 5 Punkten