Um das geht's
Poker ist kein Glücksspiel, sondern eiskaltes Kalkül. Und um das dreht sich auch das Leben der Molly Bloom.
Nachdem sie ihre Sportkarriere als Skifahrerin wegen einer Verletzung ungewollt beenden muss, zieht die junge Molly nach LA. Weil ihr Vater ihr den Geldhahn zudreht, muss sich Molly mit verschiedenen Jobs über Wasser halten. Unter anderem arbeitet sie für den schmierigen Filmproduzenten Dean Keith, dem sie bei der Organisation von Underground-Pokerspielen assistiert.
Die clevere Molly eignet sich beim Beobachten der Pokerrunden alles an, was es über das Spiel zu wissen gibt und beginnt heimlich eigene Pokerrunden zu veranstalten. Erst in LA dann in New York. Mollys Spiele werden bald zu den exklusivsten im Land. An ihrem Tisch spielen Filmstars, Silicon-Valley-Grössen und sogar Mitglieder der russischen Mafia um Millionenbeträge.
Bis irgendwann das FBI vor Mollys Türe steht.
Das hat funktioniert
Es ist wie immer erfreulich, eine ambitionierte, durch und durch selbstbewusste Frau als Protagonistin auf der Leinwand zu sehen. Molly ist brillant klug und stets zwei Schritte weiter als ihre Antagonisten. Dass Molly mit keinem der Pokerspieler eine Beziehung eingeht und ihr Sexleben allgemein keine Rolle spielt, bricht Hollywoodkonventionen und beweist bezüglich der weiblichen Rollenzeichnung Feingefühl.
Aber auch erzähltechnisch zeigt «The Social Network»-Drehbuchautor bei seinem Regie-Debüt sein Können. Uns wird Mollys Vorgeschichte durch Flashbacks gezeigt, die beweisen, dass es in Mollys Leben schon immer ums Gewinnen und Verlieren ging. Die Gefahr, in der sich Molly, die konstant auf der Grenze zur Illegalität balanciert, befindet, wird eindrücklich spürbar. Der Film ist so durchzogen von Spannung und bleibt bis zum Schluss unvorhersehbar.
Das hat nicht funktioniert
Wer sich mit Poker nicht auskennt, wird bei vielen Szenen Mühe haben mitzukommen. Leider sind auch die juristischen Gespräche zwischen Molly und ihrem Anwalt, die einen Grossteil des Films ausmachen, konzentrationstechnisch eine echte Herausforderung und können mit der Zeit langgezogen wirken.
Molly rutscht irgendwann in eine Drogensucht. Deren Darstellung ist aber nicht sehr überzeugend: An ihrem Verhalten ändert sich rein garnichts.
Molly wird als starke Frau dargestellt, die sich in einer skrupellosen Männerwelt durchsetzt. Im Verlauf der Geschichte ist Molly schliesslich aber ständig auf die Hilfe von Männern angewiesen. Am Schluss erfahren wir – bei einem sehr unrealistischen zufälligen Wiedertreffen mit ihrem Vater – dass vor allem ihre zerrüttete Beziehung zwischen ihr und ihrem Vater der Grund für Mollys Machtgier ist.
Fazit
«Molly's Game» ist ein packender Film, der als eine erfolgreiche Antwort auf männerlastige Filme à la «The Wolf of Wallstreet» gesehen werden kann.
Der Film beginnt mit einer vermeintlich starken, emanzipierten Frauenrolle, die sich beim genaueren Betrachten aber als ziemlich enttäuschend herausstellt.
Dieser Film ist für
Fans von Pokerfilmen à la «21». Ohne Poker-Kenntnisse macht der Film aber nur halb so viel Spass.
Rating
3 von 5 Punkten.