Um das geht's
Die 25-jährige Alice arbeitet in einem Callcenter. Die Informationen, die sie dort über fremde Menschen bekommt, benutzt sie aber nicht nur um billige Flatrateabos und Versicherungsverträge abzuschliessen. Sie nutzt die Kontakte für einen üblen Betrug: Sie gibt sich bei älteren, betagten Menschen als Enkelin in Geldnöten aus. So schafft sie es, dass diese ihr bis zu 50'000 Franken schenken.
Neben Alices Machenschaften werden wir Zeuge von verschiedenen Begegnungen und Gesprächen, die zur gleichen Zeit in Zürich stattfinden. Und auch hier geht es vor allem um Geld und Zahlen.
Das hat funktioniert
«Dene wos guet geit» ist einer der künstlerisch ambitioniertesten Schweizer Filme seit Langem.
Was nach dem Stoff für einen Krimi klingt, erzählt Cyril Schäublin in seinem Erstlingswerk ohne übertriebene Emotionen und künstlich inszenierte Spannung, sondern mit reduzierten Dialogen, statischer Kamera und stilisierten, ausdrucksstarken Bildern. In den tableauhaften Einstellungen wirken die Protagonisten des Films teils richtig verloren. Eine gelungene optische Umsetzung unserer Entfremdung durch die Digitalisierung.
Doch nicht nur formal, sondern auch durch die Dialoge wird deutlich, was für eine kluge Gesellschaftsanalyse «Dene wos guet geit» ist. Denn über mehr als Passwörter, Policennummern, Bankverbindungen und Filme, an dessen Titel man sich nicht erinnern kann, wird nicht geredet.
Für Schmunzeln sorgen die Temple of Speed Rapper Skor (für diesen hat Cyril im übrigen auch das epische Musikvideo zu «I de Schwiz» gemacht), EKR und Tinguely dä Chnächt. Die spielen im Film einen Pfleger, einen Polizisten (!) und einen Security-Angestellten.
Das hat nicht funktioniert
Cyril Schäublin hat uns im Interview erzählt, dass es ihm wichtig ist, mit seinen Freunden arbeiten zu können. Deshalb spielen im Film auch Laiendarsteller mit. Einige der Darsteller haben den gespielten Beruf früher sogar ausgeübt (so auch die Hauptdarstellerin!). Dies gibt der optisch kalten, künstlerischen Inszenierung des Films einen authentischen Kontrapunkt.
Leider merkt man ein paar Darstellern ihre Unerfahrenheit etwas an, was störend sein kann.
Fazit
«Dene wos guet geit» sagt mit einer beeindruckenden Schlichtheit unglaublich vieles über unsere Gesellschaft aus.
Stark, wie es der Film schafft, dass wir uns in der Geschichte im distopisch wirkenden Zürich, das von Zahlen beherrscht zu sein scheint, leider immer wieder selbst erkennen.
Abgrundtief pessimistisch ist die Message des Films aber trotzdem nicht.
Eher regt der Film an, sich wichtige Fragen zu stellen: Wie begegnen wir uns eigentlich noch im echten Leben, wenn fast alles in einer immateriellen, digitalen Welt abläuft und wie können wir es schaffen, dass echte, menschliche Beziehungen wichtig bleiben?
Dieser Film ist für
Fans von unkonventionellen, gesellschaftskritischen Filmen und Leute, die wissen wollen, was junge Schweizer Filmemacher so treiben.
Rating
3.5 von 5 Punkten.