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Let's Play «Dr. Mario World»: Das Original überrascht mit neuen Tricks

«Dr. Mario» war eines der ersten Games mit der «Bring drei Farben in eine Reihe»-Mechanik. Jetzt kommt es auf die Smartphones – wo es solche Games wie Sand am Meer gibt, z.B. «Candy Crush». Hat der Opa gegen die Jungen eine Chance?

«Tetris» hat 1984 das Genre der «tile matching»-Puzzle-Spiele begründet: Klötzchen nach bestimmten Regeln in eine Reihe bringen, um die Reihe verschwinden zu lassen. In einer Welle von Games, die alle versuchten, auf dem Erfolg von «Tetris» zu reiten, kam in unzähligen Variationen die Idee dazu, Symbole oder Farben der Klötzchen zu sortieren.

«Dr. Mario» von 1990 war eines von mehreren Games, die alle um 1989 auf den Markt kamen und «SameGame», «Puzznic» oder «Columns» hiessen. Alle bauten auf der gleichen Idee auf («Bring Klötzchen nach bestimmten Regeln in eine Reihe, um sie verschwinden zu lassen»). Doch alle setzten auf leicht andere Mechanik. Gleiche Symbole oder Farben. Mindestens drei oder vier gleiche. Zeitdruck oder nicht. Bildschirm zu Beginn leer oder voll. Klötzchen fallen oder können frei bewegt werden.

Unter all diesen Ideen setzte sich «Dr. Mario» durch, auch wenn es immer im Schatten des grossen «Tetris» bliebt. Doch die Idee «Bring drei Farben in eine Reihe» setzte sich fest. Und die Familie dieser Games pflanzte sich bis heute fort: Wegweisende Vertreter sind «Puyo Puyo» (1991), «Puzzle Bobble» (1994), «Bejewelled» (2001), «Zuma» (2004) und schliesslich «Candy Crush Saga» (2012). Besonders mit den Smartphones erhielt das Genre einen gewaltigen Aufschwung – heute gibt es «Match 3»-Games wie Sand am Meer.

In diesem Umfeld hat es ein Grossvater schwer, würde man meinen. Doch nein: «Dr. Mario World» gelingt es, mit neuen Ideen zu überraschen. Einerseits kann man es online gegen einen zufälligen Gegner spielen – immer, wenn ich Klötzchen loswerde, machen die meinem Gegner das Leben schwer.

Und andererseits ist die Mechanik neu. Im Original-«Dr. Mario» fielen Pillen ganz wie in Tetris von oben nach unten. Jede Pille besteht aus zwei Farben, eine Kombination aus rot, blau und gelb. Im Level sind Viren platziert, die wir verschwinden lassen sollen.

In «Dr. Mario World» fallen die Pillen nun nicht von oben herab, sondern schweben nach oben. Mit dem Finger auf dem Touchschreen können wir sie aber anschieben und auch durch Hindernisse hindurch bewegen. Ausserdem: wenn wir eine Hälfte der Pille zum Verschwinden bringen, können wir die andere weiterhin aktiv steuern, so lange sie noch nicht zum Liegen gekommen ist. Das eröffnet ganz neue Taktik und eine viel abwechslungsreichere Spielweise.

Es gelingt dem Game also, das Genre weiterzuentwickeln – was bei so vielen Games der gleichen Art beachtlich ist.

Weit weniger innovativ ist das Geschäftsmodell. Hier setzt «Dr. Mario World» auf bewährte Gratis-Spiel-Methoden. Wenn wir einen Level versuchen, müssen wir ein Herz einsetzen. Schaffen wir den Level nicht, verlieren wir das Herz. Haben wir keine Herzen mehr, müssen wir entweder warten – oder mit echtem Geld neue Herzen kaufen. Ein klassischer Tausch von Zeit gegen Geld zwar; doch natürlich wirft uns das Game immer wieder extra schwierige Level vor die Füsse, damit die Herzen schön verbraucht werden. Und es tut das immer genau dann, wenn wir kurz davor stehen, einen Abschnitt im Game abzuschliessen und dafür eine Belohnung im Auge haben – was natürlich die Versuchung erhöht, jetzt etwas Geld auszugeben.

Ausserdem hat unsere Spielfigur (Dr. Mario, Dr. Luigi oder Dr. Peach) eine Spezialfähigkeit. Diese Fähigkeit verbessern oder neue freischalten, braucht ebenfalls sehr viel Geduld. Oder kann per Geld beschleunigt werden. Das ist «Pay to win» und fühlt sich gerade online unfair an.

Fairerweise muss man zugestehen, dass diese eigentlich unfairen Methoden im Spiel nur selten behindern. In der Situation, keine Herzen mehr zu haben, aber weiterspielen zu wollen, war ich nur ein, zweimal. Und dass ich einen Level wirklich nur wegen der etwas schlechteren Spezialfähigkeit verlor, kam auch nur ganz selten vor.

«Dr. Mario World» ist für Android und iOS. Zehn Diamanten im Game kosten einen Franken – ein Herz kostet also ca. 20 Rappen.

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