Während viele Tätowierer bis heute ihre Designs mit Stift und Papier vorbereiten, zeichnet Michael Joss auf Haut und Tablet. Bevor Michael aber das Tablet zur Hand nimmt, zeichnet er seine Motive zuerst auf die Haut seiner Kunden: «Das Aufzeichnen auf den Körper ist ein Schlüsselelement und ein sehr kreativer Prozess», erklärt der Zürcher Tätowierer. Zudem schätze er, dass das Entwerfen einer Tätowierung ein Gemeinschaftsprojekt von Tätowierer und Kunde sei.
Ist das Motiv grob aufgezeichnet und eingescannt, geht Michael mit Photoshop und dem Tablet ans Werk: «Der Vorteil ist, dass ich viel flexibler bin, gerade mit verschiedenen Ebenen, die ich auf dem Tablet ein- und ausblenden kann.»
Das Stechen selber empfindet Michael als sehr intim: «Man berührt permanent einen fremden Körper.» Hinzu komme der Schmerz, die Arbeit mit Nadeln. «Solche Grenzen überschreitet man, gerade bei einer fremden Person, selten.»
Man berührt permanent einen fremden Körper. Das ist sehr intim.
Aber nicht nur Tablet, Zeichenprogramme und Nadeln gehören zu den Arbeitstools des Tätowierers, auch Instagram und dessen Bewirtschaftung sind ihm wichtig. Auch abgesehen von Instagram sind ihm die Fotos der fertigen Tattoos besonders wichtig. «Es ist das Einzige, das mir am Schluss bleibt.» Dass seine Werke nicht mehr bei ihm sind und mit seinen Kunden sein Tätowierstudio verlassen, ist für Michael aber auch etwas Schönes: «Es ist toll, sich vorzustellen, dass meine Arbeit vielleicht irgendwo im australischen Dschungel getragen wird.»
Fotos meiner Tattoos sind das Einzige, das mir am Ende bleibt.