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Kompass «Am Wochenende renne ich als Ork herum»

«LARP» steht für «Live Action Role Play» und ist eine Mischung aus Rollenspiel, Kostümfest und Pfadilager. Dabei verkörpern die Spieler*innen selber erfundene Charaktere und lassen fiktive Welten auferstehen. Zwei langjährige LARPer erklären uns ihr einzigartiges Hobby.

Mitternacht, irgendwo tief in einem Wald. Eine Gruppe Ritter sitzt um ein Lagerfeuer und plant ihren nächsten Feldzug. Daneben lockert ein Hofnarr mit ein paar Tänzchen die Stimmung auf. Dann passiert es: Eine Horde Orks stürmt herbei und greift an. Schwerter werden gezückt, Keulen geschwungen und aus dem stillen Wald wird innert Sekunden ein wildes Schlachtfeld.

Szenen wie diese kennt man aus Fantasy-Romanen oder Hollywood-Filmen. Sie finden aber auch in der Realität statt: «LARP» (kurz für «Live Action Role Play») ist ein Live-Rollenspiel, bei dem die Teilnehmer*innen fiktive Geschichten durchleben und selber erfundene Figuren verkörpern. In der Hintergrundsendung «Kompass» (oben) erklären Patricia Huser und Mario Lehmann, die seit über 10 Jahren in der Szene tätig sind, was es mit dem einzigartigen Hobby auf sich hat.

Das Wichtigste in Kürze

  • «LARP» ist eine Kombination aus Improvisationstheater, Kostümfest und Pfadilager. Die Spieler*innen kommen für eine bestimmte Zeit an einem Ort zusammen und lassen eine Welt auferstehen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt: Vom Mittelalter über die Apokalypse bis hin zu einem Vampirschloss ist alles möglich.
  • Bei «LARP» handelt es sich um eine Weiterentwicklung der Pen & Paper-Rollenspiele (bekanntestes Beispiel: Dungeons & Dragons). Über den genauen Ursprung ist wenig bekannt. Gewisse Quellen behaupten, dass in Russland bereits in den 1980er-Jahren solche Spiele durchgeführt wurden. Andere glauben, dass alles in den 1990ern in der Schweiz und Süddeutschland angefangen hat.
  • Wenn nicht gerade der Coronavirus im Weg steht, findet in der Schweiz alle paar Wochen ein Spiel statt. Aufgelistet werden sie im LARP-Kalender . Durchschnittlich nehmen 50 bis 80 Personen an einem Anlass teil – vom Kinderarzt über die Künstlerin bis zum Pöstler ist alles dabei.

Kreativ und zeitintensiv

Patricia Huser

Langjährige LARPerin

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Patricia Huser (33) ist schon seit über 10 Jahren passionierte LARPerin und organisiert als Teil des «New Hope Studios» auch selber Spiele. Beruflich arbeitet sie als Historikerin und Content Creator. Sie und Mario Lehmann sind ein Paar und haben sich durch «LARP» kennengelernt.

Mario Lehmann

Langjähriger LARPer

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Mario Lehmann (30) ist schon seit über 10 Jahren passionierter LARPer und organisiert als Teil des «New Hope Studios» auch selber Spiele. Beruflich bastelt er an Websites herum. Er und Patricia Huser sind ein Paar und haben sich durch «LARP» kennengelernt.

Ihre Leidenschaft für «LARP» haben Patricia Huser und Mario Lehmann durch Freunde entdeckt, die sie zum ersten Mal an Spiele mitnehmen. So lernen sie sich eines Abends kennen, als sie Ehefrau und Ehemann spielen. Die Rolle scheint ihnen so gut zu gefallen, dass sie auch privat ein Paar werden und fortan gemeinsam ihrem Hobby nachgehen.

Das Beste ist jeweils, wenn ich an einem neuen Arbeitsort erzähle, dass ich am Wochenende als Ork herumrenne.
Autor: Mario Lehmann Langjähriger LARPer

Das Mitmachen alleine reicht ihnen aber nicht: Sie gründen mit Freunden das «New Hope Studio» und organisieren eigene Events. Die Organisation besteht daraus, eine Welt mit darin stattfindender Handlung zu definieren, eine passende Location zu suchen, die benötigte Infrastruktur (z.B. Toiletten, Duschen oder Übernachtungsmöglichkeiten) aufzutreiben und alles zu koordinieren. Pro Veranstaltung beläuft sich der Zeitaufwand auf zirka 12 Tage pro Person.

Auszeit von der Realität

Anschliessend melden sich die LARPer*innen mit einer selber ausgedachten Rolle an, welche in die vorgegebene Welt passt und vom Organisationskomitee abgesegnet wird. Ist das der Fall, wird ein Kostüm gesucht oder häufig selber genäht. Natürlich dürfen auch passende Props nicht fehlen. Besonders wichtig sind dabei die Waffen, welche meistens aus Schaumstoff gebastelt und mit einer dekorativen Latexschicht überzogen werden.

Es fällt mir überhaupt nicht schwer, in der Rolle zu bleiben. Schliesslich wollen alle, dass es funktioniert - und darum tut es das auch.
Autor: Patricia Huser Langjährige LARPerin

Vor Ort haben die Spieler*innen die Aufgabe, ihre Rolle möglichst gut zu verkörpern. Für den Rest ist das Organisationsteam (kurz «Orga» genannt) verantwortlich: Durch gezielte Aufgaben oder Ereignisse treiben sie die Handlung voran. Unterstützt werden sie von sogenannten Nicht-Spieler-Charakteren («NSC»), die als Statisten eingesetzt werden und wichtige Aufgaben wie beispielsweise das Überbringen einer Botschaft oder der Angriff eines Lagers übernehmen. Vorbei ist ein «LARP» jeweils, wenn die Geschichte zu Ende erzählt ist – ähnlich wie bei einem Buch oder Film.

Gemüseschlachten und Gehirne

In den letzten zehn Jahren haben Patricia Huser und Mario Lehmann schon einige Abenteuer erlebt. Besonders gut gefallen hat es ihm, als er an einem Wissenschaftskongress eine Hirnoperation (natürlich nicht an einem echten Gehirn) vorführt und den ersten Preis gewinnt. Ihr persönliches Highlight ist die «Kampfküche», wo sie eine Köchin spielt und mit Esswaren bewaffnet (natürlich auch nicht echt) in die Schlacht zieht.

Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht auch noch als 60-Jähriger mitspielen werde - vielleicht einfach nicht mehr als Frontkämpfer.
Autor: Mario Lehmann Langjähriger LARPer

Ans Aufhören denken die beiden noch lange nicht. Zwar mache ihnen das Organisieren mittlerweile fast mehr Spass als das Spielen, doch es gebe noch ganz viele Abenteuer, die ihnen im Kopf herumschwirren. Momentan stecken sie mitten in der Planung des Horrorspiels «Site Zeta» , welches im Frühjahr 2021 stattfinden soll. Natürlich nur, falls es Corona zulässt. Bleibt also zu hoffen, dass dem Wochenendausflug zum Weltuntergang dann nichts im Weg stehen wird.

Wäre «LARP» ein Hobby für dich oder nicht? Oder ist es das vielleicht sogar schon? Mach uns eine Sprachmemo an 079 909 13 33 oder schreibe deine Meinung unten ins Kommentarfeld.

«Kompass»

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Unser Host Jan Gross

Egal ob Hentai, Microdosing oder Dämonenaustreibung - Host und Produzent Jan Gross lockt dich aus der Komfortzone und beleuchtet Themen abseits des Mainstreams. Im Zentrum stehen Menschen, ihre Meinungen und Geschichten.

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