Die Arbeitslosigkeit in Georgien liegt bei 10%. Inoffizielle Quellen behaupten sogar, 50% der Georgier hätten keinen festen Job. Diese Tatsache hielt Nina und Rezi aber nicht davon ab, ihre Jobs zu künden und sich im letzten Jahr selbstständig zu machen.
Viele, viele bunte Socken!
Das Startkapital haben sie sich auf ihre Hochzeit gewünscht. Sie wollten von ihren Gästen keine Geschenke sondern Geld für ihr eigenes Unternehmen.
Die Idee ihres Start-Ups ist simpel: «In Georgien tragen alle nur langweilige graue, schwarze und weisse Socken. Wir wollen etwas Farbe in den Alltag bringen. Zusätzlich sind Socken ein praktisches Souvenir für Touristen», sagt Nina.
In Georgien tragen alle nur langweilige graue, schwarze und weisse Socken. Wir wollten etwas Farbe in den Alltag bringen. Zusätzlich sind Socken ein praktisches Souvenir für Touristen.
Das Socken-Business läuft super: Sie verkaufen mehrere tausend Paar Socken pro Monat. Jetzt überlegen sich Nina und Rezi, zwei Assistenten anzustellen, um die Arbeit bewältigen zu können.
Anfangs waren die Einkaufszentren skeptisch und wollten Nina und Rezi keine Verkaufsfläche vermieten. Ihre bunten Socken waren etwas Neues und es war nicht klar, ob das Business funktioniert.
Heute, nur 10 Monate nach dem Start, werden sie von Einkaufzentren angefragt, ob sie nicht noch weitere Filialen öffnen möchten. Diesen Februar eröffneten sie die fünfte Filiale.
Alles andere als selbstverständlich
Nicht nur die hohe Arbeitslosigkeit hätte die zwei von der Selbstständigkeit abhalten können. Die Ausbildung in Georgien wird genauso häufig kritisiert, so auch von Nina und Rezi: «Als wir Anfang 2000 unseren Bachelor machten, war die Qualität der Uni sehr schlecht.» Zu dieser Zeit war Georgien sehr korrupt sagen Nina und Rezi: «Jeder, der Geld hatte, konnte sich einen Platz an der Uni kaufen. Auch die Professoren waren bestechlich.»
Jeder, der Geld hatte, konnte sich einen Platz an der Uni kaufen. Auch die Professoren waren bestechlich.
Gute Noten und Uniabschlüsse waren somit nichts wert, da sie gekauft werden konnten. Das hat sich dank mehreren Bildungsreformen verändert. Heute sei das Bildungssystem zwar besser, aber immer noch nicht zu vergleichen mit ausländischen Unis.
Nina und Rezi liessen sich davon aber nicht abschrecken. Beide haben früh mit Arbeiten begonnen. Nina hat Marketing studiert, was damals sehr gefragt war. Unternehmen brauchten Leute, die Englisch sprechen und etwas von Marketing verstehen. Da die ältere Generation häufig kein Englisch konnte, hatte sie schon in jungen Jahren gute Jobs mit viel Verantwortung.
Auch Rezi hatte nie ein Problem, eine Stelle zu finden. Seine Begründung dafür: «Ich glaube viele Georgier scheitern schon daran, eine saubere Bewerbung zu schreiben. Da ich mich in verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel Social Media und Grafikdesign auskannte, hatte ich verschiedene Möglichkeiten und immer einen guten Job gefunden.»
Nina und Rezi ist klar, dass ein Start-up ein Risiko ist. «90% der Start-Ups scheitern schon im ersten Jahr», erzählt Nina. Sie sind auch nicht die einzigen in Georgien, die keinen Bock mehr haben, angestellt zu sein und andere dabei zu unterstützen, wie sie reich werden, ohne selbst zu profitieren.
«Im Moment besteht ein richtiger Start-up-Boom in Georgien», sagt Nina. Vor kurzem waren sie an einer Start-up-Messe und selber erstaunt, wie viele Jungunternehmer es in Georgien gibt. «Der Staat unterstützt diese Entwicklung. Vor allem Unternehmen im technischen Bereich sind beliebt und werden auch finanziell unterstützt», erklärt Rezi.
Wie es mit ihrer Firma weitergeht, wollen die zwei nicht verraten: «Es gibt viele Konkurrenten, die uns kopieren. Sie produzieren zwar keine eigenen Socken, importieren aber aus dem Ausland.»
Es gibt viele Konkurrenten, die uns kopieren. Sie produzieren zwar keine eigenen Socken, importieren aber aus dem Ausland.
Fest steht, dass sie gerne einen eigenen Laden in der Stadt hätten und nicht nur Stände in den Einkaufzentren. Auch ins Ausland expandieren kommt in Frage. Natürlich immer mit dem passenden Design. «In der Schweiz würden wir zum Beispiel Socken mit Fondue-Prints machen», sagt Nina lachend.