Zunächst einmal: Es ist im Schnitt eher atypisch, dass sich jüngere Menschen selbstständig machen. Das aus dem einfachen Grund des Finanziellen.
Die meisten Menschen machen sich zwischen 35 und 45 Jahren selbstständig. Bei Jüngeren ist das aufgrund von finanziellen Verhältnissen eher selten.
Carla Mom, Leiterin beim Amt Jugend- und Berufsberatung biz , sagt ausserdem, dass man sich bei einer Selbstständigkeit rund drei Jahre einrechnen sollte, in denen man ohne finanziellen Zustupf leben kann.
Bei den Jungen kommt es oftmals vor, dass sie sich zunächst ein zweites Standbein aufbauen.
So Carla Mom weiter. Ein zweites Standbein aufbauen und es dann versuchen? Das kann bei manchen so sein, aber so nicht bei René, Mario und Kristian.
Selbstständigkeit als natürlicher Schritt oder warum es besser ist, eine GmbH zu gründen
Die drei ZHdK -Absolventen René, Mario und Kristian machten sich nach ihrem Design-Studium zunächst jeder einzeln auf Auftragsbasis selbstständig. Bis zum Zeitpunkt, an dem sie bemerkt haben, dass die eigene Selbstständigkeit etwas zu unsicher ist. Darum entschlossen sie sich, eine GmbH zu gründen. Das ist aus rechtlicher Sicht sowohl für den Kunden als auch für den Auftragnehmenden viel sicherer. Im Zweifelsfalle haftet man dann nämlich mit dem Geld innerhalb der GmbH und nicht mit dem Privatvermögen.
Eine GmbH gründen, nichts leichter als das! Eine GmbH auflösen? Das ist eher schwierig. Du musst genau wissen, was du willst.
Rechtlich gesehen wird mit der Gründung einer GmbH eine «juristische Person» erschaffen. Eine Gründung ist ganz einfach: «Du brauchst einfach 20'000 Stutz und du bist dabei. Dann noch ein bisschen Papierkram und fertig.», sagt René. Schwieriger wird es dann eher bei der Auflösung einer solchen GmbH (für Jus-Cracks gibt es bei Interesse mehr hier ) . René und Kristian vergleichen das Gründen einer GmbH übrigens mit der Schliessung einer Ehe.
«Wir fragen nicht an - die Anfragen kommen zu uns.»
Die drei Jungs sind aufgrund ihres Netzwerks und ihres Studiums sehr gut vernetzt und haben sich schon jetzt einen kleinen Bekanntheitsgrad erarbeitet. Das nicht zuletzt, weil sie das Wort Offenheit ganz gross schreiben (also: OFFENHEIT): «Wir sind wie ein Hafen, wir empfangen eigentlich alle Anfragen. Und wenn wir nicht weiter wissen, dann haben wir meistens einen Kontakt von jemandem, der es weiss.» Diese positive, gewinnende Haltung sei der Schlüssel zum Erfolg.
Selbstständigkeit als Rebellion
Ähnlich aber nicht gleich ging es Josua aus der Region Langenthal. Er machte sich in sehr frühen Jahren mit drei Freunden selbstständig und gründete die Firma «die vierte Wand GmbH», die sich auf «Immersive Entertainment» spezialisiert (= eine Art Escape-Room -Game-Erlebnis, das sich noch mehr auf digitale Einflüsse spezialisiert). Fast unmittelbar nach der Lehre gegründet, distanziert sich Josua aber heute von der Firma. Er habe sich etwas zu sehr abgekapselt und einsam gefühlt.
Wenn du so jung bist und so viel Zeit in etwas investierst, dann merkst du, dass du damit ziemlich alleine bist. Denn in meinem Umfeld machte das niemand.
Josua hat seine Anteile der Firma zwischenzeitlich abgegeben. Das heisst aber nicht, dass er mit der Selbstständigkeit abgeschlossen hat. «Im Herzen bin ich Unternehmer», sagt der 22-Jährige. Zurzeit befindet er sich in einem Anstellungsverhältnis in einer Firma. Er möchte derzeit neue Erfahrungen sammeln, einfach so viel Wissen aufsaugen wie möglich.
Selbstständigkeit: Branchenabhängig?
Die drei Jungunternehmer vom Studio Porto sagen: «Nein, es gibt keinen Bereich, in dem man sich nicht selbstständig machen kann. Wenn du eine gute Idee hast und du 100 Prozent davon überzeugt bist, dann mach's einfach», finden die drei. Ganz so überzeugt ist da Carla Mom von der Berufsberatung nicht. Sie meint, dass sich insbesondere junge Menschen eine Existenz im Gastronomiebereich aufbauen möchten, da sie sich am ehesten vorstellen könnten, wie ihr Wunschessen oder -trinken schmecken sollte. «Dass ein eigener Gastro-Betrieb viel Arbeit und wenig Geld bedeutet, das sehen die meisten Jungen nicht so.»
«How to work better?» Work.
Unter dem Strich bleibt zu sagen, dass diese etwas platten Ansagen, die man von Motivations-Coaches zu hören bekommt, etwas Wahres haben. Und auch diese zehn Sätze des Fischli & Weiss Hausbemalungswerkes (siehe oben) scheinen zu stimmen. Bei der Selbstständigkeit gilt es noch ein bisschen mehr: immer einen Schritt voraus zu sein.