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Kompass Kein Strom, kein Internet: So lebt es sich auf der Alp

Es ist völlig abgeschieden von der Welt, es gibt keinen Strom, kein Handyempfang, kein Internet, kein fliessendes Wasser. Das Leben auf der Alp ist zwar schön und inmitten einer wunderschönen Bergkulisse aber hart und anstrengend. Laura (28) erzählt, wie es ist, auf einer Alp zu arbeiten.

Leben ohne Strom, ohne fliessendes Wasser, ohne Heizung, ohne Internet, ohne Telefonnetz. Was nach einem Leben vor hunderten von Jahren klingt, ist im Sommer für Laura (28) normaler Alltag. Schon als Kind verbrachte sie ihre Sommerferien auf der Alp, mittlerweile arbeitet sie dort jedes Jahr drei Monate als Hirtin. Zusammen mit einer gleichaltrigen Freundin kümmert sie sich um 210 Kühe, ein paar Hühner und bewirtschaftet eine kleine Beiz auf einer Alp bei Avers (GR) auf über 2'000 Höhenmeter.

Die Hirtin Laura kümmert sich um die Tiere
Legende: Als Kind hütete sie die Schafe auf der Alp ihres Vaters, heute kümmert sie sich selbst um über 200 Kühe, ein paar Hühner und bewirtschaftet eine kleine Beiz. ZVG / Facebook

Die beiden Frauen sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Jeden Morgen stehen sie um halb sieben auf, frühstücken zusammen und gehen auf die Weide zu den Tieren. Dort sehen sie nach den Tieren und was es sonst noch alles zu tun gibt, wie zum Beispiel die Zäune kontrollieren und nachsehen, ob die Brunnen mit Wasser gefüllt sind. Bevor eine der Hirtinnen wieder zurück zur Hütte geht, besprechen sie jeweils die Route der anderen auf der Weide.

Da wir kein Telefonnetz haben, müssen wir immer wissen, wo die andere jeweils ist. So können wir am Abend, wenn sie nicht zurückkommt, auf die Suche gehen.
Autor: Laura

Ab 11 Uhr geht eine wieder zurück und bewirtschaftet die Alp-Beiz, die von Wanderern gerne besucht wird. Dort gibt es einiges zu tun: Kochen, Essen anrichten, Brot backen, Gäste bedienen, Getränke einschenken. Brot und Kuchen machen sie selber und bereiten es am Vorabend zu. Mit trockenen Lebensmitteln wie beispielsweise Teigwaren, Mehl und Zucker ist ihre Vorratskammer gut bestückt. Bevor sie nämlich den Alp-Sommer antreten, machen sie einen Grosseinkauf in der Stadt und bringen die Lebensmittel auf die Alp. Frische Lebensmittel wie Milch beziehen sie von einem Bauer auf einer benachbarten Alp. Eier geben ihnen drei Hühner, die mit ihnen auf der Alp wohnen und um die sie sich ebenfalls kümmern.

Wir freuen uns am meisten, wenn uns Gäste frische Lebensmittel wie Früchte und Gemüse mitbringen - sowie ein paar Zeitungen. Wie alt letztere sind, ist uns egal, denn wir interessieren uns auch für die Nachrichten von letzter Woche.
Autor: Laura
Aussicht auf eine Bergspitze
Legende: Was für ein Panorama! Die Aussicht aus dem Fenster der Alphütte ist traumhaft. SRF / Giulia Lötscher

Gebadet wird im Bach

Etwa alle zwei Wochen gehen sie für ein paar Stunden ins Dorf hinunter - um einzukaufen, Anrufe zu tätigen, Mails zu checken, sich über die Welt zu informieren. Denn das ist fast die grösste Herausforderung auf der Alp: Es gibt weder Strom noch Telefonnetz, geschweige denn Internet. Es gibt etwas Solarstrom, der gerade so für die Lampen in der Hütte ausreicht, ansonsten gibt es nichts.

Die Alphütte bei Avers
Legende: Diese Alphütte ist das Zuhause der beiden Hirtinnen im Sommer. Hier leben, schlafen, essen, kochen sie und empfangen und bewirten Gäste. SRF / Giulia Lötscher

Nicht nur kein Strom und Internet, sondern auch fliessendes Wasser und eine Heizung gibt es auf der Alp nicht. Gebadet wird im Eisgletscher-kalten Wasser eines Bergbachs, der vor der Hütte vorbeifliesst. Zudem haben sie einen Brunnen, aus dem frisches Quellwasser rinnt. Geheizt wird mit Feuer im Ofen, was für die beiden Hirtinnen bedeutet, dass sie jeden Abend Holz hacken müssen.

Ich geniesse das so sehr! Einfach mal drei Monate für niemanden erreichbar zu sein. Ich muss keinen einzigen Anruf, keine Mail oder SMS beantworten. Das ist unglaublich befreiend.
Autor: Laura

Während eine der beiden Hirtinnen tagsüber die Beiz bewirtschaftet und die Gäste bedient, kümmert sich die andere um die Kühe auf der Weide. Die Tiere werden vor gefährlichen Stellen, bei denen zum Beispiel Absturzgefahr herrschen könnte, weggelockt, auf eine andere Weide gebracht oder sie werden einfach beobachtet, ob es ihnen gut geht und es ihnen an nichts fehlt. Als Hirtin müssen sie sicher sein, dass es jedem der über 200 Tiere gut geht.

Laura in den Bergen
Legende: Laura liebt das Leben in der Natur und in den Bergen. ZVG
Die Verantwortung, die man als Hirtin trägt, ist riesig: Man will kein einziges der über 200 Tiere verlieren.
Autor: Laura

Zurück in der Stadt: Der Kulturschock

Obwohl die beiden Frauen tagsüber meistens jede für sich sind – abgesehen von den Gästen in der Beiz – würden sie sich nie alleine fühlen. «Es gibt immer so viel zu tun, da hat man gar keine Zeit, sich einsam zu fühlen», meint Laura. Umso grösser sei dann der Kulturschock, wenn sie nach drei Monaten wieder zurück in die Stadt kommt: «Plötzlich hat man wieder alles, ist ständig erreichbar, man kann sich spontan mit jemandem verabreden. Das ist zwar schön, aber am Anfang auch wieder sehr streng». Sie brauche darum immer eine Weile, bis sie sich wieder an das Leben in der Stadt gewöhnt habe.

Du als Hirtin oder Hirt?

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Du möchtest Hirtin oder Hirt werden oder einfach mal einen Sommer lang auf einer Alp arbeiten? Hier findest du Stellen auf einer Alp in der Schweiz und im nahen Ausland. Du kannst auch selber ein Inserat aufgeben, wenn du eine Alp suchst. Du warst noch nie auf einer Alp? Kein Problem, du findest da nützliche Tipps, wie du dich auf den Hirten-Alltag vorbereiten kannst und welche Voraussetzungen du erfüllen musst.

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