Es ist ein geradezu logischer Schritt, sich in den Ex einer Freundin zu verlieben. Jetzt mal ganz rational betrachtet. Ich verstehe mich mit den Partnern meiner Freundinnen gut. Ich weiss um ihre Stärken und Macken, weiss von den guten Zeiten, manche haben wir gemeinsam verbracht. Und wenn der Mann wieder single ist – warum nicht?
Weil es ein absolutes Tabu ist. Für mich zumindest. Von jeglichen Ex-Partnern meiner Freundinnen lasse ich die Finger. Dasselbe erwarte ich von ihnen, logisch, an den Freundschaftskodex hält sich jeder! Doch dann wurde ich eines Besseren belehrt. Ein Freund von mir verliebte sich in die Ex einer seiner Freunde. Inzwischen sind sie seit sechs Jahren zusammen. Und ich habe mich einfach nur gefreut für das neue Paar. Ein Leichtes, da ich den dritten im Bunde, den Exfreund, nicht kenne. «Es ist ja wie ein kleines Wunder, wenn sich zwei finden, die dasselbe füreinander empfinden», habe ich ihm damals gesagt, um seine Gewissensbisse zu tilgen. Die Freundschaft ging in die Brüche. Er reagierte auf keinerlei Anrufe meines Freundes. Verständlich.
Falscher Stolz versus Verrat
Es ist also eine Frage der Perspektive. Nur eines steht fest: Die undankbarste Rolle im Dreiergespann hat derjenige, der leer ausgeht. So wie Mayra Hüsler und Dominique Iten. Sie beide haben erlebt, dass ein Expartner mit einem guten Freund zusammenkam – und sie hätten unterschiedlicher nicht reagieren können.
Warum sollte ich mir erlauben, ihrem Glück im Weg zu stehen?
Dominique hat nach dem ersten Schrecken sich selbst hinterfragt. «Warum sollte ich mir erlauben, ihrem Glück im Weg zu stehen? Wo ich doch beide sehr mag und ihnen nur das Beste wünsche.» Einzig und allein geknickter Stolz könne einen daran hindern, findet er und sagte seinem Freund: «Erst, wenn du sie schlecht behandelst, dann haben wir ein Problem miteinander.» Das war vor fünf Jahren. Bis heute sind alle drei eng miteinander befreundet.
Mayra hat es anders erlebt: «Es tat sehr weh und ich fühlte mich von beiden verraten», sagt sie. Erst versuchte sie, mit beiden weiter Kontakt zu halten. «Mir lag viel an der Freundschaft mit meinem Ex. Daher machte ich gute Miene zum bösen Spiel», erinnert sie sich. Auch ihr war es wichtig, dass die neue Partnerin ihn gut behandelte. Erst, als diese ihn verletzte, brach sie die Freundschaft zu ihr ab.
Die Beziehung zu jemandem, den ich erst ein paar Wochen kenne, wäre mir weniger wichtig als die langjährige Freundschaft.
Und selbst wenn sie sich umgekehrt einmal in den Ex einer Freundin verlieben würde: «Hätte sie ein Problem damit, dann würde ich auf den Mann verzichten. Die Beziehung zu jemandem, den ich erst ein paar Wochen kenne, wäre mir weniger wichtig als die langjährige Freundschaft. Und ich weiss, wie stark ich sie sonst verletzen könnte.»
Die Auseinandersetzung mit sich selbst als Hilfestellung
In den persönlichen Gesprächen für die Kompass-Sendung erinnern sich Mayra und Dominique auch daran, was ihnen in der Situation geholfen hat. Dazu gehört: Dampf ablassen. Gespräche mit Freunden, bei denen auch ausgiebig gelästert wird. Und: sich neu verlieben. Plus: die Auseinandersetzung mit sich selbst: Warum sollte mich die Beziehung stören? Könnte bloss das eigene Ego angekratzt werden? Oder habe ich noch immer Gefühle für den Expartner?
Bei Mayra führte es zum Bruch der Freundschaft. Sechs Jahre lang hatte sie keinerlei Kontakt zu ihrer früheren Freundin. Letzten Frühling aber meldete sich Mayra bei ihr. «Ich habe immer wieder von ihr geträumt und begann, unsere Freundschaft zu vermissen.» Es kann also im schmerzhaftesten Fall nach Jahren doch wieder zu einer Annäherung kommen. Mayra und ihre Freundin sehen sich jetzt wieder ab und an und geben ihrer Ex-Freundschaft eine zweite Chance.
Deine Meinung?
Ist wichtig. Was hältst Du davon, wenn Expartner/innen und Freunde zusammenkommen? Ist das ein No-Go oder geht das in Ordnung? Und warum? Schreibe uns in die Kommentarspalte oder schick uns eine Whatsapp-(Sprach-)Nachricht auf 079 909 13 33.