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Kompass Toxische Weiblichkeit – gibt es sowas?

Spätestens seit der #MeToo-Debatte ist der Begriff der toxischen Männlichkeit im Mainstream angekommen. Doch gibt es auch so etwas wie toxische Weiblichkeit? Und wie äussert sie sich? Eine Feministin und eine Geschlechterforscherin gehen mit uns auf Spurensuche.

Männer dürfen keine Gefühle zeigen. Männer lösen Konflikte mit Gewalt. Männer haben nie Angst. Das sind drei von vielen Beispielen für die sogenannte toxische Männlichkeit. Der Begriff existiert seit den 80er-Jahren und beschreibt eine traditionelle Vorstellung von Maskulinität, die auf Stereotypen basiert und schädlich für sich selbst und das Umfeld ist.

Doch gibt es auch ein weibliches Pendant dazu? Toxische Weiblichkeit sozusagen?

Das sagt die feministische Journalistin

Marie Hettich

Journalistin und Feministin

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Marie Hettich ist passionierte Journalistin und Feministin. Sie schreibt gerne über gesellschaftskritische und feministische Themen.

Mit ihrem Artikel «Auch Weiblichkeit kann toxisch sein» hat Marie Hettich als eine der ersten Personen in der Schweiz über das Thema geschrieben. Inspiriert dazu wurde sie, nachdem sie sich intensiv mit der toxischen Männlichkeit auseinandergesetzt hat und wissen wollte, ob Frauen ebenfalls mit etwas derartigem zu kämpfen haben.

Ihre Schlussfolgerung: ja. Schliesslich existiere nicht nur das Gender-Konstrukt der Männlichkeit, sondern auch das der Weiblichkeit. Typische Beispiele sind für sie stets freundlich zu bleiben, immer blendend aussehen zu müssen oder die eigenen Bedürfnisse konstant hinter die der anderen zu stellen.

Ich wünsche mir, dass Frauen sich in Zukunft mehr mit sich selber auseinandersetzen und dabei auch von den Männern in ihrem Umfeld unterstützt werden.
Autor: Marie Hettich Journalistin und Feministin

Ein wichtiger Unterschied sei jedoch, dass sich toxische Weiblichkeit in erster Linie gegen innen richtet, während toxische Männlichkeit auch für das Umfeld gefährlich werden kann. Darum hat die Debatte rundum toxische Männlichkeit für sie nach wie vor Priorität. Lohnenswert sei es trotzdem, sich als Frau mit seiner eigenen Person auseinanderzusetzen und sich bewusst zu machen, welche Eigenschaften, die als klassisch weiblich gelten, ungesunde Züge annehmen. So könne nicht nur besser damit umgegangen, sondern auch psychischen Krankheiten vorgebeugt werden.

Das sagt die Geschlechterforscherin

Laura Eigenmann

Geschlechterforscherin

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Laura Eigenmann ist Geschlechterforscherin an der Universität Basel und doktoriert zur Zeit in der Forschungsrichtung Gender Studies.

Laut Laura Eigenmann sollte man den Ausdruck «toxische Weiblichkeit» mit Vorsicht geniessen. Einerseits, weil er häufig von Männern verwendet werde, die ein künstliches Pendant zu toxischer Männlichkeit erschaffen und von der Diskussion um Männlichkeit ablenken wollen. Andererseits, weil er den Beigeschmack habe, als wäre toxische Weiblichkeit ein individuelles Problem. Während Männer von toxischer Männlichkeit profitieren können, weil sie ihre Machtposition damit festigen, sei dies umgekehrt nicht der Fall: Weibliche Eigenschaften wie Emotionalität oder Unterwürfigkeit würden stets weit weggeschoben und abgewertet werden.

Wenn Frauen durch diese Diskussion zum Feminismus finden, freut mich das. Sie sollen den Fehler aber nicht bei sich suchen und lieber überlegen, wie als Gemeinschaft gegen diese Normen vorgegangen werden kann.
Autor: Laura Eigenmann Geschlechterforscherin

Ausserdem sei die toxische Weiblichkeit zwar ein neuer Begriff, beschreibe aber etwas Altbekanntes. Das sei laut Laura Eigenmann ziemlich irreführend, denn so werde nicht nur so getan als hätte man noch nie vertieft über das Thema gesprochen, sondern vergässe auch alles, was in den letzten 100 Jahren im Feminismus erreicht wurde.

Und was sagst du?

Hör dir die ganze Folge vom «Kompass» an und sag uns, was du denkst: Existiert toxische Weiblichkeit oder nicht? Und was hältst du vom Begriff?

Erzähl uns deine Meinung via Whatsapp-Sprachnachricht auf 079 909 13 33 oder schreib es unten ins Kommentarfeld.

«Kompass»

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Unser Host Jan Gross

Egal ob Hentai, Microdosing oder Dämonenaustreibung - Host und Produzent Jan Gross lockt dich aus der Komfortzone und beleuchtet Themen abseits des Mainstreams. Im Zentrum stehen Menschen, ihre Meinungen und Geschichten.

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