Eigentlich müsste die Qualität der Unis in Georgien besser sein als in der Schweiz. Denn anders als bei uns müssen hier alle, die studieren wollen, eine Aufnahmeprüfung machen. Doch im Gegensatz zu der Schweiz gibt es praktisch keine Alternativen zur Uni. Fachhochschulen oder Lehrstellen gibt es hier kaum.
Ako hat die Aufnahmeprüfung bestanden und studiert an der Uni seiner Wahl Literaturwissenschaften. Bei der Aufnahmeprüfung hat er so gut abgeschnitten, dass der Staat 70 % seiner Studiengebühren übernimmt. «Den Besten werden die ganzen Studiengebühren von 2250 Lari (ca. 1000 Franken) bezahlt», erklärt Ako.
Da die Qualität der zwölf Jahre Grundschule miserabel ist, lernt man im ersten Studienjahr sehr viel.
«Da die Qualität der zwölf Jahre Grundschule miserabel ist, lernt man im ersten Studienjahr sehr viel», sagt Ako. Dieses Basisjahr ist für alle Studierenden identisch, die genaue Studienrichtung wird erst danach festgelegt.
Die georgischen Unis werden besser, sind aber noch nicht gut
Wer es sich leisten kann, macht seine Ausbildung, oder wenigstens einen Teil davon, im Ausland. Ako hat ein Jahr in Groningen in den Niederlanden studiert. Das Klima an der Uni hat ihm aber nicht gefallen: «In Groningen war alles sehr unpersönlich. Die Professoren waren sehr distanziert. Hier in Georgien habe ich ein viel kollegialeres Verhältnis zu meinen Dozenten.»
Dass die Qualität der Vorlesungen in den Niederlanden besser war, bestreitet er aber nicht: «Der Stoff wurde attraktiv vermittelt und das Ganze war besser organisiert. Wenn ich nach meinem Abschluss einen Job will, muss ich meinen Master im Ausland machen.»
Wenn ich nach meinem Abschluss einen Job will, muss ich meinen Master im Ausland machen.
Sein Studium finanziert sich Ako mit «Free Walking Tours». Zweimal in der Woche führt er Touristen durch die Stadt. Seine Eltern, die in 300 Kilometer entfernt von Tiflis in Chkhorotsku leben, kommen für seine Miete auf. Er teilt sich eine Wohnung mit seinem Bruder und anderen Verwandten, was hier sehr üblich ist.
Mit einer Ausbildung in Richtung Tourismus würde Ako zur Zeit wohl grössere Chancen haben, später einen Job zu finden. Die Tourismusindustrie ist stark im Kommen. Bergführer werden ausgebildet und auch sonst wird die Infrastruktur in Georgien ausgebaut. Denn das Land hat einiges zu bieten: Wunderschöne Berge, spannende Kultur, schöne Strände, gutes Essen und guten Wein. «Wer weiss, wie lange dieser Boom anhält. Vielleicht ist das in ein paar Jahren vorbei und dann hat mir meine Ausbildung genau gar nichts gebracht», sagt Ako.
Wer weiss, wie lange dieser Boom anhält. Vielleicht ist das in ein paar Jahren vorbei und dann hat mir meine Ausbildung genau gar nichts gebracht
Was er mit einem Studium in Literaturwissenschaft mal machen möchte, weiss er aber auch nicht. Als er an die Uni kam, strebte er eine akademische Karriere an, er wollte Professor werden.
Ako ist sehr optimistisch, was seine Zukunft angeht: «Wenn alle Stricke reissen, gehe ich zurück aufs Land wo ich aufgewachsen bin und unterrichte Englisch.» Er hofft aber, dass es nicht so weit kommt. Damit er grössere Chancen auf eine Anstellung hat, will er seinen Master im Ausland machen. Sein Leben will er aber in seiner Heimat verbringen: «Ich kann mir vorstellen, im Ausland Arbeitserfahrung zu sammeln und dann zurück nach Georgien zu kommen um diese Erfahrungen weiter zu geben.»
Ich kann mir vorstellen, im Ausland Arbeitserfahrung zu sammeln und dann zurück nach Georgien zu kommen um diese Erfahrungen weiter zu geben.