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Kompass: Was taugt eigentlich Superfood?
Aus Junge Popkultur, urbanes Leben vom 21.09.2018. Bild: Colourbox
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Kompass Was taugt eigentlich Superfood?

In der westlichen Welt wird heutzutage in allen Lebensabschnitten Perfektion erwartet. Perfekter Job, perfekte Beziehung, perfektes Outfit und... perfektes Essen. Super-Essen, quasi. Superfoods sind aus unserem Alltag (und Instagram) nicht mehr wegzudenken. Wieso? Ist es wirklich so super?

Der Begriff Superfood stammt aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Als damaliges Superfood galt die Banane und es wurde überall damit geworben, nun doch Bananen in das Frühstücksmüsli zu integrieren. Heutzutage ist die Anzahl an Superfoods kaum mehr überblickbar. Kein Wunder: Die Nahrungsmittelindustrie verdient sich einen goldenen Batzen damit. Alleine der Ingwer-Import in die Schweiz hat sich seit dem Jahr 2000 fast verzehnfacht.

Was ist nun wirklich ein Superfood?

Auf der Suche nach einer Definition wird man: nicht fündig. Einzig pseudo-seriöse Websites listen Definitionen auf, die aber nicht stimmen.

Der Begriff Superfood soll nahelegen, dass es sich um Nahrungsmittel handelt, die deutlich besser sind als diejenigen, die hierzulande verfügbar sind.
Autor: Michael Ristow Professor für Ernährungswissenschaften, ETH

Das stimme allerdings nur für die Hersteller, die damit «super» Geld machen, erklärt der Ernährungswissenschaftler Michael Ristow weiter. Auch sagt er, dass bei den meisten Lebensmitteln, die gängig als Superfood gelten, fast alles nur ein Mythos ist. So sind beispielsweise Leinsamen genauso gut wie die gehypten Chia-Samen.

Gibt es denn gar kein Superfood?

Doch!

Ein wirkliches Superfood ist Grüntee. Bis vor zwei Jahrzehnten war dieser Tee hier nicht erhältlich. Und tatsächlich: Grüntee hat wissenschaftlich nachgewiesene positive Effekte auf die Gesundheit und es gibt keine vergleichbare regionale Pflanze, die ähnlich ist.
Autor: Michael Ristow Professor für Ernährungswissenschaften, ETH

Fazit: Superfood kann alles sein!

Michael Ristow, Ernährungsexperte an der ETH Zürich, sagt, dass bei den meisten Lebensmitteln genauso gut auch regionale Produkte verwendet werden können. Er nennt dabei zwei Hauptcharakteristika, auf die man achten kann. Wenn diese zwei Kriterien erfüllt sind, hat es in einem Nahrungsmittel besonders viele Nährstoffe und Vitamine:

  1. Ein möglichst gesundes Obst oder Gemüse muss viel Oberfläche im Vergleich zur Grösser haben. Es gilt also: je kleiner, desto besser!
  2. Bunt ist gut! Je bunter das Gewächs, desto gesünder.

Wenn man sich diese zwei Grundsätze als Wegweiser vor dem inneren Auge behält, dann kann man auch ganz gut regional super gesund essen. Das wollte ich doch gleich einmal testen!

Selbsttest: Super(?)-Rezepte

Ich wollte es selbst testen und habe mich dabei für zwei scheinbare 2018-Superfoods entschieden: Kurkuma und Açai. Bei beiden habe ich nach lokalen Alternativen gesucht und die Rezepte dementsprechend angepasst. Bei Kurkuma fand ich allerdings keine Alternative, also bleibt das Rezept gleich.

1. Kurkuma-Shot

Was? Hä, ist das nicht im Curry? Doch! Kurkuma, auch gelber Ingwer genannt, ist die gelbe Komponente im Curry. Von Händlern des edlen Safrans wurde Kurkuma seit jeher als günstiges Streckungsmittel genutzt.

Was bringt's? Kurkuma soll den Magen beruhigen, soll gegen Erkältungen vorbeugen und soll sogar gegen Krankheiten wie Krebs helfen.

Zubereitung:

  • 1 TL pflanzliches Öl (z. B. Rapsöl, Oliven, Arganöl)
  • 1 TL Kurkuma-Pulver
  • 1 TL Ingwer Pulver
  • Pfeffer
  • 1 TL Zimt

Alles vermischen, fertig.

Günstige Alternative: Preislich günstig ist Kurkuma allemal. Ob die Beschaffung von Kurkuma ökologisch ist, das ist eine andere Frage. Aber: Eine Alternative gibt es nicht. Man kann einerseits lediglich auf die Biolabels schauen und andererseits sollte man auch beim Öl auf ökologischere Varianten setzen.

Geschmack: Es schmeckt ziemlich ölig (ich habe Arganöl genommen) und wie etwas, das man eigentlich nicht oral einnehmen sollte. Der Geschmack ist ziemlich befremdlich und es breitete sich keine Vergnügungslaune bei mir aus.

2/5

2. «Açai-Bowl»

Was? Açai ist die Hype-Beere, die hauptsächlich im Amazonasgebiet in Brasilien vorkommt.

Was bringt's? Sie ist Teil der Kohlpalme und ihr werden antioxidative Wirkungen nachgesagt.

Zubereitung:

  • 250g Blaubeeren (einige Beeren für Deko behalten)
  • 250g gefrorene Beeren
  • 2EL Honig
  • Coconut Chips (für Deko)
  • Pfefferminze (für Deko)
  • 100g Joghurt, Nature
  • 1 TL Zimt

Alles vermischen, fertig.

Günstige Alternative: Blaubeeren (auf regional, saisonal achten). In ihrer Schale stecken ähnlich viele Eigenschaften wie im Açai.

Geschmack: Mit den gefrorenen Beeren schmeckt das wie Eis zum Frühstück. WIE. EIS. ZUM. FRÜHSTÜCK.

5/5

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