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Kompass Das 1x1 der Temporärarbeit

Mittlerweile gibt es in der Schweiz rund 315'000 Menschen, die temporär arbeiten. «Das war vor zehn Jahren noch die Hälfte», sagt Véronique Polito von der Gewerkschaft UNIA. Mit der steigenden Nachfrage nach Temporärarbeit kommen auch immer mehr Fragen dazu auf. Wir haben mit Experten gesprochen.

Bei einem Temporärbüro bekomme ich immer Arbeit, oder?

Nein, das ist ein Irrtum. Viele denken, dass sie mit der Anmeldung bei einem Temporärbüro auch gleich vermittelt werden und eine Stelle bekommen. Tatsächlich würden nur qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber aufgenommen. Viele seien entsetzt, wenn sie nicht direkt eine Stelle bekommen, sagt Marina Djordjevic, die früher bei einem Temporärbüro tätig war.

Nur qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber werden bei einem Temporärbüro aufgenommen. Viele, die sich bewerben, sind manchmal entsetzt, wenn sie nicht direkt eine Stelle bekommen.
Autor: Marina Djordjevic Ex-Mitarbeiterin bei einem Temporärbüro

Ein weiterer Irrtum ist, dass man jeden Job machen kann, wenn er temporär ist. Aber: Auch bei Temporärarbeit wird – wie bei unbefristeten Anstellungen – auf die Qualifikationen der potenziellen Arbeitnehmenden geachtet.

Welche Konsequenzen hat es, wenn ich bei einem Einsatz nicht auftauche?

Die Konsequenzen können unterschiedlich sein. Oftmals ist der Fall, dass man bei unbegründeten Absenzen nicht mehr auf eine Anstellung bei derselben Firma hoffen kann.

Je nach Fall greift das Temporärbüro direkt ein, erklärt Viktor Calabro, CEO beim Personalvermittler «Staff Finder»: «Zunächst suchen wir das Gespräch mit dem Mitarbeitenden. Ein No-Show muss nicht immer bösartig gemeint sein und kann vielfach erklärt werden. Wenn jemand jedoch wiederholt nicht zum vereinbarten Einsatz auftaucht, hat das Konsequenzen.»

Wenn jemand wiederholt nicht zum vereinbarten Einsatz auftaucht, hat das Konsequenzen.
Autor: Viktor Calabro CEO STAFF FINDER

Was kann ich tun, wenn der Vertrag nicht richtig eingehalten wird?

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Legende: Scrabble ist leider kein Temporärjob, sondern eine Leidenschaft. Colourbox

Die Rechte sind dieselben, wie bei Festangestellten. Werden die Vertragsklauseln verletzt oder nicht erfüllt, trägt zunächst das Temporärbüro die Konsequenzen. «Kann eine Angelegenheit so nicht geregelt werden, kann sich der Arbeitnehmende an eine Gewerkschaft wenden», sagt Véronique Polito, sie ist bei der Gewerkschaft UNIA für den Rechtsdienst verantwortlich.

Gibt es einen Mindestlohn?

Ja. «Bei gelernten Jobs beträgt der Mindestlohn 22.50 Franken pro Stunde, alles was darunter ist, gilt als nicht rechtmässig», sagt Véronique Polito von der UNIA.

Was passiert, wenn ich einen Unfall habe?

Der Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet – auch bei Temporärarbeit – Sicherheit zu gewährleisten. Bei Stellenantritt muss zum Beispiel über mögliche Gefahren beim Einsatz informiert werden. Festgelegt wurde dies durch die eidgenössische Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS).

Sind doch eh nur Studenten, die temporär arbeiten - oder?

Jein! Ein Grossteil der Temporärarbeitenden sind zwar Studierende. Allerdings gibt es auch folgende Gruppen, die teilweise nicht auf dem Radar sind:

  • Mütter, die flexibel arbeiten wollen
  • Pensionierte, die raus wollen und sich sozialen Kontakt (und auch Geld) wünschen
  • Freelancer, die sich bewusst für diesen Lebensstil entscheiden
  • Leute, die festangestellt sind und trotzdem etwas Abwechslung brauchen und etwa am Wochenende in einer Bar arbeiten wollen

Kann Temporärarbeit auch zu Ausnutzung führen?

Ja. Sogenannte Kettenverträge können ein Fall von Ausnutzung sein, sagt Véronique Polito von der UNIA. Bei Kettenverträgen wird ein Temporärvertrag stets erneuert. Sprich: Du arbeitest quasi festangestellt, aber unter Bedingungen wie bei Temporärarbeit.

Bei Kettenverträgen wird ein Temporärvertrag stets erneuert.
Autor: Véronique Polito UNIA

Welche Risiken gibt es bei Temporärarbeit?

Im Vergleich zu einer Festanstellung gibt es bei Temporärarbeit eine kürzere Kündigungsfrist. Auch hat ein Angestellter keine Garantie auf ein fixes Einkommen, was zu psychischem Stress führen kann.

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