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Kreuz & Queer Ist Sport Mord?

«Natürlich nicht», sagt Sportwissenschaftler Matthias Ludwig. «Sport ist fast immer gesund für Körper und Geist.» Dennoch kann man es mit der körperlichen Ertüchtigung natürlich Übertreiben – wie mit fast allem.

Dass Sport gesund ist, wissen wir alle. Wie viele positive Auswirkungen körperliche Bewegung sowohl auf Körper als auch auf Geist haben kann, ist hingegen vielen nicht bekannt: «Abgesehen davon, dass sich der Stoffwechsel verändert und Muskeln aufgebaut werden, wirkt sich Sport auch positiv aus aufs Herz aus, das Diabetesrisiko sinkt und das Krebsrisiko ebenfalls. Ausserdem reguliert Sport den Blutdruck und den Hormonspiegel. Viele schlafen darum besser und sind generell besser gelaunt», sagt Sportwissenschaftler Matthias Ludwig, der in der Sport Clinic arbeitet. Alles Effekte, die Erika, die Protagonistin aus unserer neuen Folge von «Kreuz&Queer» bestens kennt:

Man kann auch übertreiben

Natürlich kann man es mit Sport aber auch zu weit treiben – wie mit fast allem. «Wenn jemand von heute auf morgen anfängt, fünf Mal in der Woche joggen zu gehen, dann wird das ziemlich sicher in irgendeiner Form von Überlastung enden: Knieschmerzen, Achillessehnenüberlastungen oder Ähnlichem», so Ludwig.

Streng genommen ist ja ein Muskelkater schon eine Überlastung, die mit Schmerzen einhergeht.
Autor: Matthias Ludwig Sportwissenschaftler

Kann man nach Sport süchtig werden?

Sportsucht existiert gemäss Matthias Ludwig zwar als Begriff, ist in der Wissenschaft allerdings noch nicht genau definiert. Dennoch gibt es natürlich Anzeichen, die auf ein Suchtverhalten in Bezug auf Sport hindeuten: «Wenn jemand zum Beispiel trainiert, obwohl er oder sie krank ist, oder sein Sozialleben vernachlässigt, weil unbedingt Sport gemacht werden muss, dann ist Vorsicht geboten.» Ausserdem sei das krankhafte Betreiben von Sport häufig auch Bestandteil einer Essstörung, so Ludwig:

Patienten, die exzessiv Sport machen, kontrollieren häufig auch ihre Kalorienaufnahme bis aufs allerletzte Detail.
Autor: Matthias Ludwig Sportwissenschaftler

106 Gramm Paprika

Wir erinnern uns: Erika, die junge Frau aus unserer «Kreuz&Queer»-Folge, die durch Crossfit nicht nur abgenommen, sondern gleich ihr gesamtes Leben verändert hat, wägt ihr Essen grammgenau ab. Manchmal findet sie selber, dass sie es damit übertreibt. «Ich muss ein bisschen aufpassen, nicht in einen Wahn reinzugeraten. Wenn ich zum Beispiel in meiner Food-App 100 Gram Paprika eingetragen hab und es sind 106 Gram», sagt sie im Video.

Wie bewertet Matthias Ludwig ein solches Verhalten? «Natürlich muss Erika aufpassen, nicht in Zwänge zu verfallen. Es geht bei ihr ja auch schon so weit, dass sie unter der Woche niemanden mehr trifft, weil sie immer Sport machen will.» Von einer Sportsucht oder gar einer Essstörung würde er dennoch nicht sprechen. «Natürlich ist sie motiviert – sie hat ja auch viel abgenommen und ist sehr fit geworden. Das ist erstmal ja auch sehr zu begrüssen. Ausserdem trinkt sie am Wochenende manchmal Alkohol und trainiert weniger als unter der Woche – sie hat also durchaus auch noch andere Interessen ausser Crossfit.»

Unter der Woche Bier trinken

Was würde er Erika also raten? «Weiter trainieren, das eigene Verhalten gut beobachten und manche Dinge vielleicht ein bisschen lockerer sehen. Wenn sie unter der Woche mit Freunden mal ein Bier trinken geht, dann ist das nämlich auch nicht schlimm.»

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