Sina bewegt sich aktiv in der Schweizer Swingerszene. Dabei geht es ihr um viel mehr, als schnellen Sex mit möglichst vielen Menschen: «Ich habe in der Szene sehr viel über mich gelernt und neue Freundschaften geknüpft.» Sie schätzt also nicht nur die sexuellen Aspekte, sondern vor allem eben auch die sozialen.
Wir begleiten Sina in den Swingerclub « Orangerie » und treffen dort Besitzerin Verena, die ebenfalls leidenschaftlich swingt. Entgegen des veralteten Klischees, dass sich in Swingerclubs sowieso nur alte, geile Männer aufhalten, weist der Club einen Frauenanteil von 42% auf.
Freie Liebe, ist das nicht einfach ein schönerer, romantisierter Begriff für Polyamorie? Nein. Für Jan bedeutet freie Liebe viel mehr, als dass jeder mit jedem Sex haben kann: «Man muss zuerst viel über Liebe und das Leben lernen, um wirklich freie Liebe leben zu können.» Diese funktioniere für ihn nur in einer Gemeinschaft, denn: «Man muss sich vertrauen können.»
Freie Liebe hat längst nicht nur mit Partnerschaften und Sex zu tun, sondern steht auch für eine Lebenseinstellung, für Spiritualität und die Hoffnung, ohne Angst vor Einschränkungen lieben zu können.
Warum ein Partner, wenn man drei haben kann? Michaela hat sich dazu entschieden polyamourös zu leben. Zurzeit hat sie drei Partner in derselben Stadt, zum Teil sogar im gleichen Haus. Sie ist sehr spirituell und macht sich viele Gedanken über sich selbst und ihre Emotionen: «Je glücklicher man mit sich selbst ist, desto besser funktioniert eine Beziehung mit jemand anderem.»
Sich selbst nennt sie eine Beziehungsanarchistin und hat zusammen mit einer Freundin die Organisation « Zwischenwelten » ins Leben gerufen, die einen Raum für «individuelle Sexualität des Einzelnen, die Schönheit jedes Körpers, und das eigene Herz Platz» schaffen will.
Was bei lesbischen und schwulen Pärchen längst verbreitet ist, stösst mittlerweile auch bei heterosexuellen Singles auf ein offenes Ohr: die Co-Elternschaft. Denn um Kinder zu bekommen, braucht es weder Liebe noch Sex. Man kann sich auch rein pragmatisch zusammentun um ein Kind zu bekommen.
Christine aus Berlin hat genau so ein Kind bekommen. Einst war sie in einer lesbischen Beziehung, wollte aber ein Kind. Im näheren Freundeskreis fand sie keinen passenden Partner, weshalb sie die Plattform « Familyship » mitbegründete. Dort fand sie einen passenden Partner, mit dem sie heute zusammen ihr Kind grosszieht.
Bevor David Deborah kennenlernte, lebte er fünf Jahre in einer polyamourösen Beziehung – sprich: er teilte seine Liebe und den Sex nicht nur mit einer Person, sondern mit mehreren gleichzeitig. Für Deborah wäre das nie in Frage gekommen: «Ich weiss, das klingt egoistisch, aber ich kann nicht teilen.» Die beiden führen seit einem Jahr eine monogame Beziehung – für David nicht immer einfach: «Wenn du teilen kannst, warum willst du nicht teilen? Teilen ist schön.»
Doch ganz ohne Veränderung geht das «monogam-Sein» an David nicht vorbei: «Seit ich mit Deborah eine monogame Beziehung führe, bin ich doch schon ein- bis zweimal eifersüchtig geworden.»