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Legales Cannabis Schluss mit CBD-Mythen: Wir machen den Faktencheck

Lattes, die klassischen Blüten zum Rauchen oder sogar Hundefutter – mittlerweile gibt es eine breite Palette an CBD-Produkten. Sie alle preisen heilende und wohltuenden Wirkungen an. Doch wie sieht's wirklich aus? Wir haben bei Sucht Schweiz nachgefragt.

Ob im Supermarkt, am Kiosk oder in der Apotheke: Cannabidiol-Produkte – oder eben kurz CBD – sind in unterschiedlichsten Formen und Varianten fast überall zu finden. Dazu werden bunte Eigenschaften und Auswirkungen angepriesen, die zum Hype rund um CBD-Produkte beitragen.

Doch Nachweise für diese Effekte gibt es kaum, denn das Forschungswissen über die Wirkungen des CBDs ist relativ jung. Aus juristischer Perspektive ist CBD in der Schweiz mit einem THC-Gehalt von unter einem Prozent legal.

Was die Forschung bis dato unternimmt: Im Januar 2019 veröffentlichte Sucht Schweiz einen vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) beauftragten Bericht, der vornimmt, den Standort zum CBD-Cannabis zu bestimmen. Denn im Gegensatz zu Cannabis mit illegalem THC-Anteil sind Effekte wie beispielsweise antipsychotische Auswirkungen noch nicht umfassend erforscht.

Wir haben deshalb allerlei Wirkungsversprechen gesammelt und Markus Meury von Sucht Schweiz mit fünf Aussagen konfrontiert, die bei der Promotion von CBD-Auswirkungen angepriesen werden:

«CBD kann Krebs heilen!»

Obwohl es zahlreiche Headlines wie diese im Internet zu finden gibt, gebe es keine wissenschaftlichen Nachweise, dass CBD Krebs heilen könne, erklärt Meury.

Jedoch kann es einen Placebo-Effekt geben: «Man weiss, dass bei Krebs andere Faktoren wie zum Beispiel die Psyche eine Rolle spielen können. Der Glaube, dass CBD eine Wirkung hat, kann dementsprechend eine Auswirkung haben.»

Klinische Untersuchungen dazu gibt es jedoch keine.

Das Resultat also: FAKE NEWS.

Markus Meury

Markus Meury

Mediensprecher/Kommunikation Sucht Schweiz

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Markus Meury ist Mediensprecher für Sucht Schweiz, dem nationalen Kompetenzzentrum im Suchtbereich.

Für diesen Beitrag hat er sich mit Eva Schneider, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Co-Autorin des Berichts zur Zustandsbestimmung der Anwendungen und Auswirkungen des CBDs in der Schweiz, besprochen.

«CBD ist ein alternatives Medikament gegen Angststörungen!»

Wie es genau funktioniert, ist noch nicht ganz klar. Der oben erwähnte Bericht zeigt, dass der CBD-Konsum als schmerzstillend, angstlösend und deshalb als positiv beurteilt wird. Ausserdem gibt es beim CBD den grossen Vorteil, dass «es im Gegensatz zu klassischen Medikamenten kaum Nebenwirkungen hat», ergänzt der Mediensprecher von Sucht Schweiz.

Aber Achtung: Es wurde auch nachgewiesen, dass «THC in hohen Dosen Ängste verstärken» kann, so Markus Meury. Das heisst, illegales Cannabis kann man bei Angststörungen nicht als lindernd einstufen, CBD hingegen schon.

Long story short: TRUE.

«CBD ist ein Superfood!»

Die Hersteller behaupten, Cannabidiol-Produkte sollen Nährwerte wie Omega-3/6-Fettsäuren, Protein und gewisse Vitamine enthalten. «Das sind eher Mythen», sagt Markus Meury. Es gäbe keine wissenschaftliche Literatur, die diese Behauptungen nachweist. «Vielmehr wird dieser Hype ausgenutzt, um doe Produkte besser zu verkaufen», so Markus Meury. Produzenten profitieren einfach vom Hype und dem Wohlwollen der Leute.

CBD-Lattes, CBD-Smoothies oder CBD-Burger: alles nur Trendprodukte.

«CBD ist das nächste Big-Thing in der Kosmetik!»

Bei Shampoos, Handcrèmes oder Make-up handelt es sich eher um einen Trend: «Wissenschaftlich gibt es kaum Beweise dafür, dass CBD als Inhaltsstoff von Kosmetikprodukten besondere Wirkungen hat», erklärt Markus Meury.

Auch in diesem Fall wird von der Vermarktbarkeit profitiert. Markus Meury ergänzt, dass es verschiedene Profile der CBD-Kundschaft gäbe und einen wesentlichen Anteil davon machen ältere Frauen aus, die mitunter CBD-Öle fürs Wohlsein verwenden würden.

Resultat: Wohlig vielleicht, aber keinen dermatologischen Wundernutzen!

«CBD hilft, sich das Rauchen abzugewöhnen!»

Wie merkwürdig klingt denn das: «Stop smoking by... smoking CBD». Und doch kann sich Markus Meury vorstellen, dass es möglich sein könnte: «Leute, die aus Nervosität rauchen, um sich zu beruhigen, können den Tabak mit CBD ersetzen.»

Allerdings sollten keine CBD-Blüten geraucht werden. Schlussendlich finden in fast in jedem Rauchprozess gewisse Verbrennungsstoffe den Weg in den Körper. Diese sind in jedem Fall für die Lunge schädlich. «Am besten würde man Tabak durch nicht-verbranntes CBD wie zum Beispiel Öle ersetzen», so der Mediensprecher von Sucht Schweiz.

Resultat: Gesünder ist das Rauchen von CBD nicht, also nicht die beste Idee.

Fazit: Ist CBD ein Legalisierungshelfer für THC?

Nur zwei von fünf angepriesenen Auswirkungen konnten vom Mediensprecher von Sucht Schweiz, Markus Meury, verifiziert werden. Alles andere unterliege einem Hype. Doch trotz geringem Forschungswissen gibt es eine hohe Nachfrage nach Cannabidiol-Produkten.

Damit stellt sich die unausweichlich die Frage nach der versteckten Agenda von CBD: Trägt dieser Hype eventuell zur Normalisierung des Hanfkonsums bei und folglich zur Legalisierung des illegalen Cannabis bei?

Dazu meint Markus Meury: «Ich denke, dass der Hype selbst vom Cannabis in jeder Form die Meinung beeinflussen kann. Aber CBD ist von der Wirkung her wirklich ganz anders als Cannabis mit hohem THC-Gehalt». Viele Produzenten spielen aber auf jeden Fall mit dieser Grauzone.

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