Man fragt sich, warum man bei Schweizer Bands nicht viel öfter die typischen Instrumente aus dem Alpenraum hört. Es wäre ja so naheliegend. Aber dafür klebt an Alphorn, Schwyzerörgeli und Co. wohl zu viel Folklore-Mief. Alpin Project beweisen, dass es auch anders geht.
Alpin Project, das sind der Blasinstrumentalist Balthasar Streiff, Örgelispieler Thomas Aeschbacher und DJ & Produzent Singoh Nketia. Für manche Stücke stossen David Märki am Hackbrett und Sängerin Karin Streule dazu.
Mit Heidi-Romantik und Folklore à la Musikantenstadl können die Musiker von Alpin Project wenig anfangen:
Folklore ist mir in sehr vielen Fällen zu glattpoliert und oberflächlich. Das ist mir zu sehr heile Welt. Mich interessiert das Archaische.
Streiff geht es aber nicht darum, gegen Klischees anzukämpfen. Ihm gehe es um den Sound. Alpin Project sei kein kulturpolitischer Akt. «Das interessiert uns überhaupt nicht. Das Klischee, das soll es geben oder nicht, das ist völlig egal.»
Instrumente aus dem Alpenraum treffen auf Beats
Die Musik von Alpin Project klingt frisch. Im Gegensatz zu kommerziellen Popfolklore-Projekten, wie man sie am prominentesten von Rapper Bligg kennt, entreissen die Musiker von Alpin Project den Klang ihrer Instrumente gänzlich der typisch Schweizerischen Volksmusik.
Die Beats von Singoh Nketia – er steuert auch bei der Baselbieter Rap-Crew TAFS die Beats bei - setzen den Sound in einen bis dato kaum gehörten Kontext. Seine Leidenschaft für die Beats hat Singoh Nketia von seinem Vater geerbt, einem Meister-Trommler aus Ghana.
Wenn das Schweizer Fernsehen diese Instrumente zeigt, dann eigentlich immer im Zusammenhang mit traditionellen Volksfesten und Folklore. Man kann mit diesen Instrumenten aber auch Klangwelten bauen, die nichts mit Klischees zu tun haben. Das ist dann halt kommerziell nicht so erfolgreich, wie man das vom Pop kennt.
Fans finanzieren das Debüt-Album
Im Oktober 2014 haben Alpin Project auf einer Crowdfunding-Plattform Geld für ihr Projekt gesammelt. 8'000 Franken hätten sie gebraucht, mehr als 10'000 Franken sind zusammengekommen. «Das ist nicht nur eine Finanzierungs-Spritze sondern eine Motivations-Spritze», freut sich Nketia.
Mit dem gesammelten Geld haben die Musiker unter anderem die Aufnahmen zu ihrem Debütalbum finanziert. «Eigennordklang» ist am 14. August erschienen.