Das Alphorn gehört in die gleiche Familie wie das australische Didgeridoo, das tibetische Dung oder Dung Chen. Sie alle bestehen im Wesentlichen aus nur einem Rohr. Tierhörner, Schneckenhäuser oder Muscheln gehören ebenfalls in diese Instrumentengattung.
Diese Art von Instrument wird oder wurde auf dem ganzen Globus für kommunikative Zwecke gebraucht. Allerdings nicht für spezifische Kommunikation, sondern vielmehr wurden einfache Signale damit verbreitet, zum Beispiel auf der Jagd oder als Lockinstrument um Tiere zusammenzutreiben.
Das Alphornblasen in den Alpen hat aber nicht wirklich einen kommunikativen Hintergrund. Laut Alphornspezialist Balthasar Streiff sei es nur schon das höchste der Gefühle, wenn irgendwo ein zweites Alphorn ertönt.
Der romantische Kontext, in den das Alphorn nicht selten gesetzt wird, beispielsweise in der Heidi-Verfilmung, ist aber fast vollständig konstruiert. Das Alphorn war laut Balthasar Streiff im 19. Jahrhundert praktisch inexistent. Hätte man Menschen vor 120 Jahren gefragt, hätte das Alphorn nicht ansatzweise den selben traditionellen Stellenwert wie heute.
So weit zurück, wie uns das heute verkauft wird, geht die Tradition des Alphorn in Wahrheit also nicht. Es kam erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder so richtig auf. Auch die meisten Kompositionen stammen aus dieser Zeit.
Eine Kommunikation per Alphorn in den Bergen wäre unheimlich schwierig. Es dürfte weder ein Wind wehen, noch schallabsorbierender Schnee liegen. Zudem müsste man die Position des Empfängers sehr genau kennen. Dass eine gezielte Kommunikation in den Bergen zustande kommt, ist also eher unwahrscheinlich. Audio «Musik+ Alpen: Kommunikation mit dem Alphorn» abspielen.