Musikalische Überraschungen werden in der heutigen Zeit immer seltener. Das macht auch völlig Sinn, denn mit der stetig wachsenden Masse an veröffentlichter Musik wird es schwierig, das Rad komplett neu zu erfinden. Doch genau das schafft die schottische Produzentin SOPHIE auf ihrem Debütalbum «Oil Of Every Pearl’s Un-Insides». Denn auch nach dem zehnten Hinhören ist das chaotische Elektrospektakel mit den unmenschlich verzerrten Stimmen nicht greifbar und macht trotz grosser Verwirrung neugierig auf mehr.
Mann? Frau? Beides? Nichts?
Doch nicht nur der Sound der gebürtigen Schottin verwirrt, sondern auch ihr Auftreten: SOPHIE steht offen zu ihrer Leidenschaft für plastische Chirurgie, kombiniert Tüllrock zu knallharter Bikerjacke und verweigert die Antwort auf die Frage, ob sie nun Mann oder Frau sei. Ein bisschen klarer definiert es ihr Plattenlabel: Laut Pressemitteilung sei SOPHIE eine Transgenderfrau und möchte per sofort als «Sie» bezeichnet werden. Doch stimmt das wirklich?
Fest steht auf jeden Fall: Egal ob Mann, Frau oder etwas dazwischen - die elektronische Musikwelt steht seit der Veröffentlichung von SOPHIEs Debütalbum Kopf. Kritiker stehen vor einem scheinbar unlösbaren Rätsel, wenn es um die Benennung ihres avantgardistischen Stils geht (Beispiele hierfür wären BDSM-Pop oder PC-Musik) und die Stars stehen Schlange: Denn egal ob Madonna, Charli XCX oder Vince Staples - alle wollen tönen wie die schrille Visionärin ohne klares Geschlecht.
«Oil Of Every Pearl’s Un-Insides» ist seit dem 15. Juni auf sämtlichen Streamingportalen verfügbar.