Die Story:
Oberflächlichkeit kommt vor dem Fluch. So erklärt das beliebte Volksmärchen den Fall des hochmütigen Prinzen. Nachdem er einer hässlichen Frau den Einlass in sein Schloss verwehrt hat, verwandelt ihn diese in einen zotteligen Tiermenschen. Nur wenn sich jemand in das vermeintliche Monster verliebt, kriegt es seine menschliche Gestalt zurück.
Das hat funktioniert:
Wer den 90er-Jahre-Hit kennt, wird im Kino ein Déjà-vu nach dem anderen erleben. Nostalgie-Freunde kommen beim Remake von «Beauty and the Beast» also voll auf ihre Kosten. Das fängt schon beim Einstiegslied an. Alle, die das Zeichentrick-Musical gesehen haben, können gleich mitsingen. Das Beste an der originalgetreuen Neuverfilmung ist aber die Performance von Emma Watson als schöne Belle. Der weibliche Kinderstar der Harry-Potter-Reihe ist im Laufe der letzten Jahre zu einer ausdrucksstarken Darstellerin gereift. In «Beauty and the Beast» stellt sie sämtliche Schauspielkollegen in den Schatten: Und das sind immerhin Kevin Kline, Emma Thompson, Luke Evans, Ewan McGregor und Ian McKellen.
Das hat nicht funktioniert:
Wer sich «Beauty and the Beast» auf Deutsch anschaut, kriegt von Emma Watsons makellosem Gesang rein gar nichts mit. Für die Synchronversion wurden nämlich nicht nur die Dialoge, sondern auch die Musical-Nummern neu vertont. In den Passagen, in denen Emma Watson im Original singt, hört das Publikum der deutschen Fassung die Stimme von Julia Scheeser. Sagt Emma Watson dagegen etwas, kommt Watsons Stammsprecherin Gabrielle Pietermann zum Zug. Dieses Hin und Her nervt ganz schön und wird sensible Zuhörer daran hindern, in Disneys Märchenwelt einzutauchen.
Fazit:
Im Kern ist «Beauty and the Beast» bloss ein 160 Millionen Dollar teurer Klon des Originals. Ungeniert wurde Stein für Stein kopiert. Inhaltlich bleibt alles beim Alten. Mit einer Ausnahme: LeFou, der pummelige Handlanger des Bösewichts, ist im Remake schwul. In der Schlussszene sieht man ihn mit einem Mann tanzen. Das erste homosexuelle Pärchen in Disneys Märchenwelt. So weit so gut. Ein grosser Schritt für das traditionsverbundene Studio, aber nur ein klitzekleiner für die Menschheit. Weil die Charakterzüge, mit denen LeFou skizziert wird, klischeebeladen und alles andere als fortschrittlich sind. Das wiederum passt zum altmodischen Geist des Films. Voll auf der Höhe der Zeit ist «Beauty and the Beast» nur an seiner schillernden Oberfläche.
Dieser Film ist für:
Romantisch veranlagte, blutjunge Zuschauer, die den Stoff noch nicht kennen. Sowie für deren nostalgische Eltern, die mit Wehmut auf den Zeichentrick-Hit aus den frühen 90er Jahren zurückblicken. Und die schon immer wissen wollten, wie der Klassiker als Realfilm aussehen würde. Fans aufwändiger Computertricks kriegen ebenfalls einiges geboten. «Beauty and the Beast» ist Disneys neustes Effektmonster; nach «Maleficent» (2014), «Cinderella» (2015) und «The Jungle Book» (2016).
Rating:
knappe 3 von 5 Punkten