Die musikalischen Anfänge der beiden Cousins Jonathan und Guillaume Alric könnten aus einem Roman stammen: Aufgrund eines Kreativprojekts während der Studienzeit drehen die beiden einen Film und entscheiden sich bei der Suche nach dem passenden Soundtrack, diesen gleich selber zu komponieren. Die Voraussetzungen könnten dabei nicht besser sein, denn Guillaume studiert Fotografie und Jonathan verfolgt seinen Traum als Filmemacher. Erfreut und beeindruckt von dem Resultat, verfolgen die Adoptiv-Pariser diese Zusammenarbeit weiter - und bereichern seither unter dem Pseudonym «The Blaze» die Musik- und Filmwelt.
Eine Studie der Menschlichkeit
Das Soundkonzept ihres Debütalbums «Dancehall», welches sie im Haus ihres 98-jährigen Grossvaters aufgenommen haben, ist schnell beschrieben: Verzerrte Stimmen, klimpernde Piano-Sounds und eingängige Electro-Elemente verschmelzen zu einem sphärischen Klangerlebnis.
Ein bisschen komplizierter wird es, wenn es um die Musikvideos zu ihren Songs geht: Auf fast schon dokumentarisch-realistische Herangehensweise werden in den rund dreiminütigen Clips Menschen und ihre Beziehungen zueinander porträtiert. Die Debütsingle «Virile» zeigt eine intime Freundschaft zwischen zwei jungen Männern, «Territory» beschreibt die emotionale Rückkehr eines Algeriers zu seiner Familie.
Diese Musikvideos könnte man locker für die Oscars nominieren.
«The Blaze» schaffen es, auf sensible Art und Weise gesellschaftliche Stereotypen zu durchbrechen und den Fokus auf Themen zu legen, die sonst lieber unter den Teppich gekehrt werden. Von dem Casting der Protagonisten über die liebevoll gestalteten Bildkompositionen überzeugt dabei alles auf einem derart hohen Niveau, dass auch unsere Filmredaktorin Ann Mayer nicht aus dem Schwärmen kommt: «The Blaze machen mit ihren Clips Kunst, die nicht nur verzaubert, sondern auch eine wichtige Message hat - würde es einen Oscar für Musikvideos geben, hätten sie ihn mehr als verdient!»
Musikalisch ebenfalls Oscar-würdig?
Bei Kinofeeling auf Knopfdruck wird die Frage gross, ob die Musik von «The Blaze» mit den beeindruckenden Bildern mithalten kann. Wir finden schon, denn die Emotionalität und Fragilität ist auch auf den zehn Songs von «Dancehall» spürbar. Einzig und allein das Durchziehen des signifikanten «The Blaze»-Sounds wirkt in einigen Momenten ermüdend, da die Tracks allesamt ziemlich ähnlich tönen - aber alles in allem ist die Arbeit der beiden Franzosen eine Wohltat für Aug und Ohr.