Wie alles begann
Sie demonstrieren gegen Polizeigewalt, Beleidigungen und willkürliche Diskrimination: 1969 kämpft die Queer-Bewegung in der New Yorker Christopher Street für ihre Rechte. Zum ersten Mal wehrt sich die LGBTIQ-Community gegen Missstände, die Jahrzehnte verschwiegen blieben. Die Proteste sind ein wichtiger Bestandteil in der Geschichte der Pride, die auch Auswirkungen auf die Schweiz hat.
Die ersten Paraden in der Schweiz
Es ist ein Sommertag im Jahre 1994, sonnig und warm. Hunderte Männer und Frauen der LGBTIQ-Community laufen in Richtung rote Fabrik, im Zeichen des 25-jährigen Jubiläums der New Yorker Aufstände in der Christopher Street. Bis in die Morgenstunden wird getanzt gesungen und gelacht.
Es tat der Seele gut, einmal zur Mehrheit zu gehören.
Urs Ammann gehört zu den ersten im Organisationsteam des Christopher Street Day Zürich (CSD Zürich). Als 1994 noch eine eher kleine Demonstration zustande kommt und 1995 die Pride nicht ganz so geglückt ist, ergreifen Urs und die Mitglieder des CSDs die Initiative. Sie streben eine grössere und professionellere Pride an. Spenden werden aufgetrieben, sodass im Jahre 1996 3000 Menschen am Umzug teilnehmen. «So viel fröhliche Gesichter machten mich stolz, diesen Event mitorganisiert zu haben.»
Die Pride wird genutzt, um als Community zusammenzuhalten.
1996 ist es Urs wichtig, einen Event auf die Beine zu stellen, welcher die Community zusammenbringt, zum Kampf der Gleichberechtigung dient und Leute stärkt, sich in ihrer Sexualität nicht verstecken zu müssen.
Die Pride und die Bedeutung für die Community
Dass die Prideparade dieses Jahr nicht stattfinden kann, bedauert Urs Ammann. Denn für viele der LGBTIQ-Mitglieder sei dieser Event wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten zusammen – das beste Fest des Jahres. Für einmal nicht zur Minderheit zu gehören und die Strasse zu dominieren, ist ein Gefühl, welches nur am Wochenende der Pride zu spüren ist und deshalb der Community auch viel bedeutet.
Dass es je so weit kommen könnte, war nur ein Traum.
Die Anliegen der 90er sind heute nicht mehr ganz die Gleichen. Trotzdem: «Der Kern, die Gleichberechtigung, ist geblieben.» Über eine Ehe für alle in der Politik zu debattieren sei damals unvorstellbar gewesen. Man hat noch über viel grundlegendere Rechte gekämpft.
Gewalt gegenüber Homosexuellen
Gewalttaten gegenüber Homosexuellen haben in den letzten Jahren zugenommen. Ein Thema, welches früher noch keine grosse Rolle gespielt hat. Urs kann sich das nur damit erklären, dass man damals als Community weniger sichtbar war. Trotzdem wünscht er sich, dass die Bevölkerung zusammenhält und bewusst gegen Gewalttaten vorgeht.
Rat an junge LGTBIQ-Mitglieder
Erfahrungen, die Urs mit jungen Mitgliedern der Queer-Bewegung teilen möchte: «Suche Leute, die dich unterstützen und dich so nehmen, wie du bist. Lass die, die das nicht wollen, aus dem Leben. Lebe dein Leben so, wie du Freude daran hast.»
Wünsche für die Zukunft
In Zukunft wünscht sich Urs, dass wir das Unterschiedlichsein in der Gesellschaft nicht mehr so stark gewichten. «In der Schweiz sollen wir die Diversität schätzen lernen.» Denn die Diversität sei gewinnbringend und mache das Leben nicht langweilig.