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Rehmann «Die Schmerzen trieben mich in eine Erschöpfungsdepression»

Emanuela (40) leidet seit 14 Jahren an Arthrose und Lipödem. Die chronischen Schmerzen und ein sehr spät diagnostiziertes ADS treiben die zweifache Mutter in eine Erschöpfungsdepression.

Ausgerechnet an ihrem Hochzeitstag passiert es: Im September 2005 erleidet Emanuela einen Bandscheibenvorfall. Rückblickend glaubt sie nicht an einen dummen Zufall: Sie ist überzeugt, dass der Vorfall auch durch einen emotionalen Stresszustand ausgelöst wurde.

Alle, die chronische Schmerzen haben, werden irgendwann depressiv.

Weil die verschobene Bandscheibe auf die Nerven drückt, strahlt der Schmerz auch in die Beine aus. Zusätzlich wird eine Arthrose in den Knien diagnostiziert - schon mit 28 Jahren, was ungewöhnlich früh ist. Das bedeutet in diesem Fall: Der Knorpel zwischen den Kniegelenken ist abgenützt, die Knochen reiben aneinander.

Die Arthrose kann dank Therapien vorerst stabilisiert werden. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes wird es aber wieder schlimmer - und bis heute nie wieder besser, wie Emanuela sagt. Sie hat bei jedem Schritt Schmerzen.

Rehmann S.O.S. unterwegs hören

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Psychisch geht es Emanuela immer schlechter. 2014 entwickelt sie eine schlimme Darmentzündung - Darm und Hirn seien eng verbunden, sagt ihr ein Arzt. Die Belastung mit zwei kleinen Kindern, Haushalt und chronischen Schmerzen ist enorm. Erst seit wenigen Jahren weiss Emanuela, dass sie zudem ADS hat: Sie hat Mühe, alle Eindrücke zu verarbeiten.

In der Psychiatrie habe ich drei Wochen nur geweint.

Drei Jahre später muss sie sich eingestehen, dass sie nicht mehr kann: Emanuela geht für sechs Wochen in eine psychiatrische Klinik. Der Klinikaufenthalt habe ihr sehr geholfen, sagt sie heute. Das wichtigste sei am Anfang gewesen, dass sie den belastenden Alltag - Kinder, Haushalt, Besorgungen - erstmal beiseite lassen konnte.

Zum ersten Mal in ihrem Leben sei sie ehrlich zu sich selbst gewesen, habe sich mit ihren negativen Emotionen auseinandergesetzt. «Einfach mal Raum haben zum Sein», das sei befreiend. Emanuela findet, dass wir uns selbst oft nicht gut spüren, zu sehr in unserem Kopf sind. Dagegen habe ihr zum Beispiel die Musiktherapie sehr geholfen.

Es kostet Emanuela viel Überwindung, nach Hilfe zu suchen und diese anzunehmen. Lange weiss ihr Umfeld nicht, wie sehr sie leidet. Das ADS, das bei ihr erst mit 37 Jahren diagnostiziert wird, erschwert alles noch mehr. Ihr Hirn könne Sinneseindrücke nicht richtig filtern, sagt Emanuela. Auch die Strukturierung des Alltags ist für sie eine grössere Herausforderung als für Menschen ohne ADS.

Heute kann ich andere Betroffene besser verstehen.

ADS

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ADS ist nicht gleichzusetzen mit ADHS. Während bei beiden Syndromen Unaufmerksamkeit und Impulsivität auftreten, sind Betroffene mit ADS nicht von Hyperaktivität betroffen und fallen deswegen weniger auf und wirken eher verträumt als aufgeputscht.

Heute kommt sie dank einem Ritalin-ähnlichen Medikament im Alltag bedeutend besser klar. Zudem hat eine Unterschenkel-Operation Anfang dieses Jahres ihren Körper zwar extrem belastet, aber schliesslich zu weniger Schmerzen geführt.

Emanuela geht es heute psychisch gut. Sie findet ihr Leben lebenswert - trotz der Schmerzen. Der Leidensweg habe in ihr eine Stärke hervorgebracht, die sie so gar nie für möglich gehalten habe, sagt sie. Die Schmerzen und die Depression habe dazu geführt, dass sie betroffene Menschen besser verstehe: «Nur schon das sehe ich als Gewinn.»

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

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