Ganz wichtig: Wir sind keine Ärzte. Wir tscheggen das alles nicht. Aber wir haben uns jemanden zur Seite geholt: Sebastian Haas. Er ist Leiter des Kompetenzzentrums Burnout und Lebenskrise der Privatklinik Hohenegg Meilen. Diese Antwort sind von Sebastian Haas und nicht von uns Laien.
1. Warum ist Burnout KEINE Krankheit?
Sebastian Hass bezeichnet das Burnout als einen Risiko-Zustand. Das heisst dieser Risiko-Zustand kann in eine Krankheit münden, er kann sich aber auch mehr oder weniger spontan verbessern . Darum spricht man auch häufig von einem Burnout-Prozess: an Anfang ist es häufig noch nicht so schlimm, man merkt möglicherweise selbst noch nichts.
Vorstellen kann man sich das wie eine Wendeltreppe, bei der man runter steigt. Wenn man es aber früh genug merkt und auch Unterstützung hat, kann man da wieder rauf gehen. Wenn man es nicht merkt oder man zu lange in diesem Prozess drin ist, dann mündet es in eine sogenannte Burnout-Folge-Erkrankung. Die können psychischer Natur sein (z.B. eine Depression) oder eine körperliche Erkrankung.
2. Wie soll ich mich verhalten, wenn ich bei einem meiner Freunde ein Burnout vermute?
Redet darüber. Versuch in ein Gespräch zu kommen und dann irgendwie sanft klar zu machen, dass du dir biz Sorgen machst. Wenn das Burnout tatsächlich da ist: mach kein Tabu daraus. Nimm es an und schau der Realität in die Augen, ja das gibt es. Und hey, tami nomal: Es ist nicht ansteckend, chill, also sei da für deinen Freund! (und dann: siehe Punkt 5)
3. FRÜHER war es eine «Manager-Krankheit», mittlerweile ist das Phänomen im Mittelstand angekommen. Wie kam das?
Das Besondere beim Burnout ist, dass es mit der Arbeit zusammenhängt. Es geht dabei immer um eine Interaktion zwischen der Person und der Anforderung, der in der Regel der Job an sie stellt. Kleiner Einschub: eine Anforderung kann auch eine junge Mutter mit einem kleinen Kind haben, auch das kann zu einem Burnout führen.
Was sich in den letzten Jahren extrem geändert hat, ist der gesellschaftliche Hintergrund: die Beschleunigung und die Stresserkrankungen haben zugenommen und darum ist die Wahrscheinlichkeit, dass man im Arbeitsumfeld nicht immer im Einklang mit sich selber ist, grösser. Daraus kann ein Burnout resultieren.
4. Wer ist besonders gefährdet in ein Burnout zu laufen?
Die Menschen, die begeistert sind von ihrem Job, die sich besonders engagieren mit Leib und Seele. Aber auch Menschen, die häufig eine gewisse Unsicherheit in Bezug auf ihr Selbstwertgefühl haben: die aus der Bahn geraten, wenn eine negative Kritik im Job kommt resp. wenn sie nicht mehr gelobt werden. Diese Menschen sind eher gefährdet.
Aber grundsätzlich kann es JEDEM passieren. Es gibt keinen Mensch, der mit Sicherheit nie in ein Burnout geraten könnte.
5. Was kann ich konkret tun, wenn ich merke: «Shit, ich laufe in ein Burnout»?
Ein Besuch beim Hausarzt ist sicher nicht falsch. Dann kann man auch selber überprüfen, was ist für meine Erschöpfung verantwortlich? Kann ich selber an diesem Belastungsfaktor etwas ändern?
Und sonst wäre ein Gang zu einem Coach, einem Berater, einem Psychologen, einem Psychotherapeuten der richtige Weg.
6. Ist ein Burnout heilbar?
Und jetzt kommt endlich die gute Nachricht: Ja, ein Burnout ist heilbar. Das kann man einmal haben und danach nie mehr betroffen sein.