Jeanette wächst in schwierigen Familienverhältnissen auf. Ihr Vater ist Alkoholiker und hat mit psychischen Problemen zu kämpfen. Immer wieder erfährt Jeanette verbale Gewalt. Im Rausch droht ihr Vater oftmals, die ganze Familie umzubringen. Hinzu kommt, dass Jeanette im Alter von etwa sieben Jahren sexuell missbraucht wird. Diese Erlebnisse führen dazu, dass sie schon früh Albträume über Suizid hat und keine Lebenslust mehr verspürt.
Ich habe immer das Gefühl bekommen, nicht gut genug zu sein.
Die Verhältnisse zuhause verschweigt Jeanette vor der Aussenwelt. Ihre Freunde, wie auch Lehrer, wissen nichts von der prekären Situation und den psychischen Problemen. Jeanette weiss nicht, wo sie sich Hilfe holen kann. Mit 13 Jahren fängt sie an, sich zu ritzen.
Beim Ritzen spürte ich, dass ich noch lebe.
Erster Suizidversuch
Mit 15 werden die Suizidgedanken immer häufiger. Jeanette kauft sich mehrere Packungen Medikamente und schluckt eine grosse Menge der Tabletten. Den Suizidversuch plant sie Monate im Voraus. Doch die Dosierung ist zu gering und bewahrt sie vor dem Tod. Jeanette muss sich am nächsten Morgen lediglich übergeben.
Mit 17 folgt dann der nächste Versuch. Jeanette kann sich noch genau daran erinnern: An einem Montag schreibt sie im Online-Chat der Dargebotenen Hand eine Nachricht und erzählt, dass sie sich umbringen möchte.
Ich musste es jemandem mitteilen.
Im Chat wird ihr sofort Hilfe angeboten. Mitarbeiter*innen der Dargebotenen Hand raten Jeanette, in eine Klinik zu fahren und halten sie von ihrem Suizidversuch ab. Nach langem Zögern nimmt Jeanette die Hilfe an und wird von der Polizei in die Klinik gefahren. Dort wird sie auf der Akutstation betreut. Gesprächstherapien sind alltäglich. Die ersten Tage verbringt Jeanette zum Selbstschutz in in Isolation. Später geht sie wieder in die Berufsschule und übernachtet auch mal bei Freund*innen.
Es fühlte sich alles hoffnungslos an.
Mit den Freiheiten wird der Drang, sich umzubringen, aber wieder grösser. Jeanette plant einen weiteren Suizidversuch und kauft sich Rasierklingen. Doch auch dieser Versuch misslingt, die Klingen werden frühzeitig gefunden. Jeanette begibt sich wieder in die Isolation in der Klinik.
Nach vier Monaten Klinikaufenthalt zieht Jeanette in das von ihr gewählte Kinderheim. Als sie eine Woche unabsichtlich ihre Medikamente vergisst, stürzt sie in ein Loch. Jeanette schluckt erneut zu viele Tabletten, um ihr Leben zu beenden. Zuvor verständigt sie einen Freund, der sofort handelt und die Polizei informiert. Jeanette kommt auf die Notfallstation und von da erneut in die Klinik. Nach dem Vorfall nimmt sie sich eine Auszeit von der Lehre, wird stationär in der Psychiatrie behandelt und macht mehrere Therapien.
Der Weg zur Besserung
Heute geht es Jeanette besser. Sie erlebt immer noch Ups und Downs, hat aber gelernt, damit umzugehen. Sie setzt ihre Lehre als Fachfrau Gesundheit fort, ist offener und selbstbewusster geworden. Es ist ihr wichtig, dass psychische Krankheiten ernst genommen werden und mehr darauf geachtet wird. Deshalb setzt sie sich nun als Helferin bei der Dargebotenen Hand ein.