Jasmin* wurde als Kleinkind adoptiert. Sie lebte ihr Leben zunächst als Einzelkind. Bald adoptierten ihre Eltern allerdings noch ein weiteres Kind. Jasmin bemerkte ziemlich schnell, dass ihre neue Schwester unter Autismus litt und somit Schwierigkeiten hatte, mit anderen Menschen sozial zu interagieren.
Durch die Behinderung bedingt, brauchte Jasmins Schwester von der ersten Stunde an mehr Aufmerksamkeit. Jasmin wurde eifersüchtig und begann ihre neue Schwester zu terrorisieren.
Die Hänseleien gingen so weit, dass sich Jamins autistische Schwester mit einer Medikamentenüberdosis das Leben nehmen wollte. Glücklicherweise wurde dies vom Vater bemerkt und Schlimmeres konnte vermieden werden. An einem späteren Punkt des Lebens sprachen sich die beiden Schwestern aus. Sie haben heute ein gutes Verhältnis.
Sie nannten mich Pinocchio wegen meiner langen Nase, sagten ich sei dumm und wünschten mir den Tod.
Wie sich Mobbing anfühlt, bekam Jasmin später selbst zu spüren. In ihrer Klasse wurde sie von allen wegen ihrem Äusseren fertig gemacht. Sie konnte sich nicht wehren und fing an, sich zu isolieren. Geborgenheit fand sie im Computerspiel « Sims » – dort konnte sie ihre eigene Welt und ihre eigenen Charaktere aufbauen. Sie fühlte sich in ihrer eigenen Welt sicher, ganz im Gegensatz zur realen Welt.
Das Spiel gab mir eine innere Ruhe und ein Selbstwertgefühl. Das hatte ich im «normalen» Leben nicht.
Aufgrund des Mobbings liess sich Jasmin später ihre Nase verkleinern und Kieferimplantate einsetzen, damit sie mit ihrem Äusseren besser klarkommt und deswegen nicht mehr fertiggemacht wird.
Die psychischen Wunden aus der Schulzeit sind bis heute noch nicht ganz verheilt
Bei Jasmin wurde eine Psychose diagnostiziert und sie leidet immer wieder unter Angstzuständen. Sie hat damit sehr viel zu kämpfen, kann aber dank psychologischer Unterstützung und Medikamenten besser damit umgehen. Zudem hat sie Strategien entwickelt, um den Alltag besser zu meistern.
* Name von der Redaktion geändert