Während der Primarschule erhält Lauras Mutter Briefe von den Lehrpersonen, da ihre Tochter im Schulunterricht einschläft. Man dachte zuerst, sie sei ein gelangweiltes Kind.
Doch ihre Situation spitzt sich in der Pubertät zu. Laura verbringt ihren Urlaub mit den Eltern in Griechenland. In einem Restaurant fällt sie plötzlich in Ohnmacht und knallt auf den Boden. Schon als Kind verliert Laura öfters das Bewusstsein, doch in der Pubertät häufen sich diese Vorfälle.
Herzprobleme aufgrund psychischer Belastung?
Es stellt sich heraus, dass einer ihrer Herzmuskeln zu dick ist. Ihr Herz wird während zwei Jahren mit einem implantierten Aufzeichnungsgerät überwacht. Innerhalb von zwei Wochen wird Laura zehn Kilogramm schwerer. Auch ihre Depressionen verschlimmern sich.
So begibt sich Laura im Alter von 17 Jahren in eine psychische Therapie und beginnt mit der Einnahme von Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): «Ich war die ganze Zeit wie hinter einer Scheibe und war im Nebel», erinnert sie sich heute.
Eine beinahe tödliche Überdosis
Zwei Wochen nach der ersten Einnahme der Medikamente kommt Laura von der Schule nach Hause und entschliesst sich, die ganze Flasche des wasserlöslichen Medikaments zu trinken.
Es war eine Kurzschlussreaktion.
Mit dem Eintreffen der Ambulanz treten die Symptome der Überdosis ein: Laura kämpft gegen starke Übelkeit, hat starke Kopfschmerzen und kann kaum noch sprechen. In der Ambulanz muss sie festgebunden werden, weil sie so stark zittert.
Sie sagten, ich dürfe die Augen nicht schliessen.
Panikattacken wegen Trauma
Das Ereignis löst bei ihr eine posttraumatische Störung aus. Drei Monate nach der Überdosis erleidet Laura täglich heftige Panikattacken und kann nicht mehr zur Schule gehen.
Sobald ich irgendetwas in meinem Körper spürte, erlitt ich eine Panikattacke.
Laura wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen, welche sie jedoch nach zwei Tagen wieder verlässt. Um zu schlafen, muss sie starke Schlafmittel einnehmen.
Ich hatte jedes Mal, wenn ich schlafen sollte oder die Augen schloss, Angst, dass ich nicht mehr erwachen würde.
Die Welt hat sich gegen sie verschworen
Bei ihren Besuchen in der Klinik entwickelt Laura eine Paranoia:
Ich war davon überzeugt, dass die Anderen über mich reden und mich auslachen.
Sogar beim Einkaufen fühlt sich Laura beobachtet. Die Gedanken gehen so weit, dass sich Laura prügeln will.
Neben Depressionen, Belastungsstörungen und einer paranoiden Persönlichkeitsstörung leidet Laura auch an Wahnvorstellungen. So liest sie in der Zeitung versteckte Mitteilungen. Sie glaubt bis heute, dass andere eine Verschwörung gegen sie planen.
Selbstverletzung als Ventil
Laura beginnt sich selbst zu verletzten. «Ich bemerkte, wenn ich mich selbst verletze, dann verschwindet der Druck.» Sie zwickt sich in den Arm, schneidet sich mit der Schere, schlägt mit dem Kopf an die Wand und ritzt sich.
Schlafparalyse
Sie kommt erneut in eine psychiatrische Klinik, doch die Therapie ist nicht sehr hilfreich. Plötzlich schläft Laura, egal wo sie ist, immer öfters ein.
Wenn ich mich für zwei Minuten hinsetzte, bin ich sofort eingenickt.
Zusätzlich leidet sie an Schlafparalyse: Sie erwacht aus dem Schlaf, kann sich jedoch nicht bewegen. Nach einem Besuch beim Neurologen wird ihr schliesslich Narkolepsie diagnostiziert.
Sauberkeitszwang
Laura fällt es zudem extrem schwer, in Körperkontakt mit anderen Menschen zu treten. «Zugfahren ist das Schlimmste.» Zuhause hat Laura ihre eigenen Plätze, eigene Stühle, auf die niemand ausser ihr sitzen darf. Wenn ihre Mutter kocht, kann Laura nicht mitessen. «Ich glaube, es hat Bakterien im Essen.» Dieser Zwang geht so weit, dass sie oft für sich alleine kocht.
Wenn mir jemand ein Glas Wasser reicht, kann ich nicht daraus trinken.
Leben mit Narkolepsie
Neben der Krankheit leidet Laura an autistischen Zügen. Ihr Autismus äussert sich vor allem bei sozialen Beziehungen: Sie hat Mühe, auf andere zuzugehen und es fällt ihr schwer, Freundschaften zu pflegen.
Trotz allem kann Laura heute arbeiten. An einen Alltag ohne Medikamente ist jedoch leider nicht zu denken.