Die Kindheit von Svetlana* war alles andere als behütet. Ihr Vater, den sie als «Monster» bezeichnet, war dem Alkohol ausgeliefert. Seine Gewaltanfälle trafen Svetlanas Mutter und sie selber – und das fast täglich.
Prügel und Ausreden
Den Nachbarn fielen die lautstarken Tiraden natürlich auf, und auch die Polizei stand schon bei ihr auf der Matte. Weil ihre Eltern kein Deutsch sprachen, musste Svetlana sich unter Tränen erklären – aus Angst vor den Konsequenzen blieb es bei Ausreden und Lügen. Die Polizei reagierte nicht.
Selbst als sie wegen ihrem Vater ins Spital musste, durfte die Wahrheit nicht ans Licht kommen.
Meine Mutter sagte mir: ‹Du erklärst ihnen, deine Schwester habe dich gestossen und du bist auf eine Kante gefallen!› Dabei warf mir mein Vater eine Schüssel ins Gesicht.
Ihre Mutter wollte sich mehrmals vom aggressiven Vater trennen – auch als Svetlana ins Spital musste. Und doch wartete er nach ihrer Rückkehr wieder zuhause auf sie.
Anziehungskraft auf agressive Männer
Ihr Elternhaus verliess sie im jugendlichen Alter, doch die Nachwirkungen ihrer Kindheit prägten Svetlanas weiteren Weg. Sie hatte nie gelernt, sich selber zu lieben, sah sich als wertlos und litt unter Depressionen. Trost suchte sie bei Männern, die sie erniedrigten und bedrohten. Svetlana war überzeugt, dass sie nichts Besseres verdient hätte.
Vor 10 Jahren schlug das Schicksal erneut und grausam zu – Svetlana wurde Opfer einer Vergewaltigung durch zwei Männer. Ein Ereignis, welches sie in den seelischen Abgrund und die Drogen führte. Die Schuld, dass ihr das passierte, suchte sie stets bei sich.
Ich habe niemandem davon erzählt, ich hatte keine Kraft mehr. Ich machte mir Vorwürfe.
Heute lebt Svetlana zwar in ruhigeren Verhältnissen und hat einen verständnisvollen Mann gefunden. Ihre Depression und ihre fehlende Selbstliebe aber sind geblieben und werfen sie immer wieder aus der Bahn.
* Name von der Redaktion geändert