Das Spital – ein ständiger Begleiter
Entdeckt wird seine Krankheit bei Nathanael bereits als Neugeborenes. Ständig leidet er an Erkältungen oder an grippalen Infekten und so vergehen einige Monate, bis seine besorgten Eltern mit ihm ins Spital gehen, um eine Abklärung zu machen.
Dort diagnostiziert man bei Nathanael das Hämolytisch-Urämische Syndrom, das unter anderem seine Niere stark belastet – eine Diagnose, die ihn für den Rest seines Lebens begleiten wird.
Aufwachen aus dem Koma: ein Wunder
Als 3-Jähriger fällt Nathanael nach einer Hirnblutung in ein Koma: «Laut den Ärzten war mein Hirn lediglich eine graue Masse», erinnert er sich. Man attestiert ihm nur geringe Überlebenschancen und entscheidet deshalb, die Lebenserhaltungsmaschinen abzustellen. Doch im Moment als die Ärzte die Maschinen ausschalten will, wacht Nathanael plötzlich auf.
Ich nenne es ein Wunder.
Er trägt von der Hirnblutung keine bleibenden Hirnschäden davon, dafür hat er immer wieder mit seiner Niere zu kämpfen: «In den ersten sieben Jahren hatte ich eigentlich keine Kindheit», summiert Nathanael; denn die Spitalaufenthalte werden zu seinem ständigen Begleiter.
Jedoch empfindet das der heute 29-Jährige damals als ganz normal – unter anderem, weil seine Eltern viel Liebe geben und für ihn kämpfen.
Krise um Krise
Mit sieben Jahren erhält Nathanael eine neue Niere. Für ihn ist diese Niere ein Segen; denn: Endlich muss er nicht immer ins Spital, er darf zur Schule gehen, darf normal essen und hat nun sogar Zeit für Hobbys. Zweieinhalb Jahre geht es gut – bis er auch diese neue Niere verliert.
Für Nathanael bricht eine Welt zusammen. Als er realisiert, dass er nun wieder ins Spital muss, um die Blutreinigungen über sich ergehen zu lassen, rutscht er in eine Depression: «Diese Niere war für mich mein bester Freund», erinnert sich Nathanael. Die schlechten Gedanken treiben den damals 8-jährigen Jungen soweit, dass er mit Suizidgedanken zu kämpfen hat.
Wieso passiert das alles nur mir und nicht jemand anderem?
Mit 14 Jahren folgt die nächste Krise: Als er eine berufsvorbereitende Schule besucht und gleichzeitig im Spital Dialysen machen muss, kommt er psychisch sowie psychisch an seine Grenzen – er erleidet ein Burnout: «Ich wollte trotz meiner Krankheit eine Leistungsperson sein», sagt er.
Vor allem sein persönlicher Glaube gibt Nathanael in diesen schwierigen Zeiten viel Kraft: «Ich glaube an einen Gott, der das Negative ins Positive umwandeln kann.»
Er lässt sich nicht unterkriegen
Momentan befindet sich Nathanael in Abklärung wegen einer vierten Nierentransplantation. Obwohl bisher alle drei Nierentransplantationen gescheitert sind, gibt es für ihn Grund zur Hoffnung. Schliesslich gab es in den letzten Jahren grosse medizinische Fortschritte und es existiert mittlerweile sogar ein neues Medikament, das den Ausbruch der Krankheit verhindern kann.
Trotz seiner Krankheit steht Nathanael mit beiden Beinen im Leben: Er hat ein eigenes Projekt mit Namen «Live Life to the Fullest» ins Leben gerufen, bei dem er als Motivationstrainer arbeitet und mit seiner Geschichte anderen Menschen Mut machen will. Zudem hat Nathanael den Wunsch, ein Spital in einem Entwicklungsland zu errichten, um damit Kindern medizinische Behandlungen zu ermöglichen. Dies vor allem, weil er selbst als Kind sehr viel Zeit in Spitälern verbrachte.
Es geht nicht nur um mich und meine Geschichte – es geht auch um andere.
Gegenüber chronisch kranken Menschen wünscht sich Nathanael mehr Offenheit: «Man hat kein Recht, schnell über solche Personen zu urteilen», sagt er dazu und fügt an: «Man sollte mehr zuhören, dann kann man auch besser urteilen.»