Debbie muss lachen, als sie von früher erzählt. Obwohl, oder vielleicht gerade, weil diese Zeit keine leichte war. Die Schulzeit ist geprägt vom Kranksein und dem damit einhergehenden Getuschel hinter ihrem Rücken. «Früher oder später fiel es den Leuten auf, dass ich öfter krank war. Da kamen auch sehr lustige Ideen auf, wieso das so sein könnte.» Sie sei halt sensibel, sagen die Leute, nehme sich alles zu Herzen. Dies sei auch der Grund für ihre krankheitsbedingten Ausfälle in der Schule. «Doch meine Lieblingstheorien sind heute immer noch, dass ich zu wenig im Wald spielen gegangen bin, oder eine Impfung zu viel erwischt habe.» Zusammengefasst: Sie ist öfter krank als ihre Mitschüler*innen und wird deshalb skeptisch betrachtet.
Die durfte wahrscheinlich zu wenig im Wald spielen
Sie geht zum Hausarzt und zu mehreren Psychologen. «Alle dachten, es muss etwas Psychisches sein. Anders konnte es sich niemand erklären.» Doch niemand findet die Lösung für Debbies Krankheitsgeschichte. Sie bemerkt, dass sie, wenn jemand neben ihr hustet, am nächsten Tag mit grösster Wahrscheinlichkeit auch einen Husten bekommt. Die Klassenlager bereiten ihr Mühe. «Da konnte ich mir sicher sein: Während, oder spätestens nach dem Lager liege ich eine Woche flach.»
«Der Gang zur Immunologie war meine Idee»
Durch die vielen Krankheitstage verliert Debbie den Anschluss zu ihren Klassenkameraden. «Irgendwann war genug für mich. Ich brach das Gymnasium ab und begann mit einer KV-Lehre.» Die Schulzeit ist auch psychisch sehr belastend für die Bernerin, deshalb ist sie froh, als sie mit 25 ihren KV-Abschluss in der Tasche hat. Doch damit sind die Probleme nicht vom Tisch.
Nach dem Abschluss arbeitet sie im Verkauf. Auch dort häufen sich die Krankheitstage der mittlerweile 29-Jährigen wieder. «Ich war einen Monat lang krank. Da musste ich handeln.» Sie geht mit der Bitte zum Hausarzt, so schnell wie möglich zur Immunologie überwiesen zu werden.
Nach der vierten Einweisung auf den Notfall innert kürzester Zeit hat es mir gereicht
Dort wird das Blut getestet und festgestellt: Debbie hat einen selektiven Immunglobulin-G-Mangel, einen Mangel an Antikörpern und somit ein durchdringbares Immunsystem.
«Gott sei Dank, ich spinne nicht»
Debbie ist erleichtert über den Befund: «Ich hatte erstmals eine Diagnose. Da meinte ich zu mir selbst: Ich bin doch keine Spinnerin.» Ab jetzt geht sie alle fünf Wochen ins Inselspital Bern, um ihren Globulinmangel per Infusion aufzufüllen. Dieser Vorgang wird auch Substitution genannt. «Ich lade mich sozusagen immer wieder auf.»
Im Geschäft arbeitet sie mittlerweile, aufgrund der Corona-Situation, von Schutzscheiben umgeben. Wer denkt, dass die Lockdown-Zeit eine schwierige für Sie war, hat sich getäuscht: «Das waren seit Langem die glücklichsten Momente. Ich war nie krank, da alle genügend Abstand zu mir gehalten haben», meint die Bernerin und fügt an, dass sie gesundheitstechnisch an sich arbeite und viel Sport mache.
Momentan hat sie mit Darmproblemen zu kämpfen. Dort musste sie erst vor Kurzem Polypen entfernen lassen, ist mittlerweile aber auf dem Weg zur Besserung. Und Debbie lebt getreu nach ihrem Motto weiter: «Meine Gesundheit kann ich immer verbessern, wenn ich daran arbeite.»