Emetophobie, Angst vor dem Erbrechen, heisst die Störung, die eine Therapeutin bei Rebecca diagnostiziert hat. Bis die 27-jährige Bernerin eine halbwegs befriedigende Antwort von der Medizin bekam, vergingen allerdings Jahre voller Angst.
Ein paradoxer Dauerzustand
Rebecca findet Erbrechen selber nicht schlimm. Sie habe sich seit Jahren nicht mehr übergeben. Sie weiss nicht einmal, wie das heute wäre für sie. Die wenigen Male, bei denen ihr der Mageninhalt wieder hoch kam, seien auch nicht schlimm gewesen. Aber Rebecca hat dennoch Angst davor.
Rebecca hat wegen ihrer Störung Angst…
- die Kontrolle zu verlieren und die Situation nicht mehr selber steuern zu können.
- vor Kranken, die sie zum Beispiel mit einer Magendarmgrippe anstecken.
- wenn sie bei sich kleinste Symptome einer Grippe oder Ähnlichem wahrnimmt, die dazu führen könnten, dass sie sich übergeben muss.
Eine noch unbekannte Krankheit
Emetophobie ist eine relativ unbekannte phobische Erkrankung. Die Betroffenen hätten eine oftmals unerklärliche, völlig irrationale Angst vor jeglicher Art des Erbrechens, heisst es auf Wikipedia.
Rebecca hat einige Therapeuten besucht und von Gesprächen auf der Couch der Psychologin über Akupunktur bis zu Hypnose einiges versucht. Keine der Therapien brachte Heilung.
Rebeccas Diagnose
Mit 22 stellte eine Therapeutin eine Emetophobie fest. Die Angst hätte mit ihren Lebensumständen zu tun. Rebecca hat fast keine Freunde, es könne einen Zusammenhang geben mit der Einsamkeit, meinte die Therapeutin.
«Dann kotze doch endlich wieder mal und stelle dich deiner Angst!»
Eine Konfrontationstherapie komme nicht in Frage, sagt Rebecca. Sie höre immer wieder, dass sie sich ihrer Angst stellen solle. Das sei ein Standardspruch von Leuten, die keine Ahnung hätten, sagt die 27-Jährige.
Wenn Auswärts essen zum Horror wird
Bis Rebecca 20 war, ging sie gerne auswärts essen. Bis sie eines Tages mit ihrem mittlerweile Ex-Freund in einer Beiz war. Sie hatte eine Panikattacke. Vor lauter Angst vor dem Erbrechen schnürte es ihr den Hals zu. Ihre Hände wurden schwitzig, sie zitterte am ganzen Körper. Ihr wurde schlecht vor Nervosität. Sie musste den Tisch verlassen.
Angst vor dem Kinder kriegen
Rebeccas Störung beeinflusst auch ihren Kinderwunsch. Sie hat keine Angst, in der Schwangerschaft zu erbrechen. Sie fürchtet sich, dass das Kind später aus dem Kindsgi und der Schule Erreger heimbringt, die etwa eine Magendarmgrippe auslösen.
Rebecca hat auch Angst, dass das Kind ebenfalls unter einer Emetophobie leiden könnte. Eine ehemalige Nachbarin habe auch unter der Störung gelitten, die sie dann auf ihre Tochter übertragen habe.
Einsames Leiden
Ihr merke man ihre Störung nicht an, sagt Rebecca. Sie breche in der Öffentlichkeit nicht zitternd zusammen. Bisher habe sie auch nicht gross darüber geredet. Es war ihr peinlich. Heute steht sie öffentlich dazu. Es könnte ein erster Schritt zur Heilung sein, meint Rebecca.