Es ist bald fünf Jahre her, seit sich Reginas beste Freundin ihr Leben genommen hat. Kontakt haben die beiden vor dem Suizid zwar seit längerem nur wenig bis gar keinen, trotzdem macht sie sich Vorwürfe: «Ich war nicht genug für sie da.» Sie glaubt verantwortlich für den Tod ihrer Freundin zu sein.
Zwei Wochen vor dem Vorfall bekommt Regina nämlich einen Anruf ihrer Freundin, den sie aus Angst ignoriert. Erst Monate nach ihrem Tod traut sich Regina, mit den Eltern ihrer Freundin Kontakt aufzunehmen. Im Gespräch erfährt sie, dass diese vor dem Vorfall vergewaltigt wurde.
Terror zu Hause
Ungefähr zur selben Zeit wird Reginas Mutter wegen psychischen Problemen in eine Klinik eingewiesen. Dort wird bei ihr eine Manische Depression diagnostiziert. Häufig hat sie Nervenzusammenbrüche und wirft ihrer Tochter vor, dass sie an ihrem Elend schuld sei. Einmal geht sie so weit und sagt Regina, dass sie ihr den Tod wünscht. Diese nimmt die Schuld auf sich.
Alle um mich herum werden krank.
Regina fühlt sich verantwortlich für das, was ihrer Freundin und Mutter passiert ist. Trotzdem will sie sich nicht mehr von ihrer Mutter terrorisieren lassen und zieht von zu Hause aus. Sie darf bei einem Verwandten leben, der sich um sie kümmert.
Doch der Schmerz bleibt. Auf der Suche nach einem Ventil findet Regina den Sport. Was als Ausgleich gedacht war, wird selbstquälerisch – sie rennt, bis sie sich übergeben muss und spielt mit gerissenen Bändern Fussball.
Ich dachte, ich hätte es nicht anders verdient als zu leiden.
Ihr Leben ändert sich, als sie in einer Gruppe die Welt bereist. In dieser Zeit findet sie neuen Mut. «Dieses Glück wollte ich auch in der Schweiz finden.», sagt sie.
Doch als sie das Studium beginnt, fällt sie ins altvertraute Muster: Morgens aufstehen, zur Schule gehen, lernen und schlafen – sie beginnt sich wieder zu vernachlässigen. Aus diesem Grund nimmt sich Regina eine einjährige Auszeit vom Studium und geht zur Therapie.
Heute weiss sie, dass sie nicht für das Unglück ihrer Mutter oder ihrer Freundin verantwortlich ist. Und dass jeder für sich selbst entscheiden kann, glücklich zu sein.