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Rehmann Idealgewicht 35 kg: Deborah spricht offen über ihre Magersucht

Die 30-Jährige ist diplomierte Pflegefachperson und seit ihrem 13. Lebensjahr magersüchtig. Wie sie in die Magersucht rutschte und wie sie heute noch damit umgeht, erzählt sie offen und unverblümt bei Robin Rehmann.

Über sich selbst und ihr Äusseres macht sich Deborah, damals 13-jährig, keine Gedanken. Eines Tages äussert eine Schulkollegin den Wunsch, abnehmen zu wollen. Deborah eifert ihr nach, und macht sich Gedanken über ihr eigenes Körperbild. Deborah spielt im Schulverein Handball, doch das ist nicht genug. Sie fängt an zu joggen: «Aus dem Grund, dass ich fitter werden wollte. Das Gewicht ging aber auch herunter», erinnert sich Deborah. Die Gewichtsabnahme ist zu dieser Zeit aber noch nicht der Hauptfokus.

Sie befasst sich immer mehr mit ihrem eigenen Körper. «Es gab eine Problemzone: Die Wölbung meines Bauches», sagt sie rückblickend.

Deborah beginnt, weniger zu essen. Zuerst isst sie kein Znüni mehr in der Pause. Das Mittagessen nimmt sie weiter zu sich, doch am Abend stellt sie sicher, dass sie möglichst wenig essen muss. Zu Beginn werden vor allem die positiven Aspekte sichtbar: Sie kann im Sport besser mithalten und erhält im Sommer in der Badi Komplimente für ihr Aussehen.

Es folgen viele Bemerkungen

Bei den Komplimenten bleibt es nicht. Bald kommen von den Mitschülern viele Bemerkungen, auch fürsorgliche. Man versucht, sie zu animieren, mehr zu essen. Deborah nervt sich über die für sie vermeintliche Fürsorge. Immer wieder muss sie ihr Verhalten rechtfertigen und neue Ausreden suchen.

Gleichzeitig geniesst sie es, dass andere ihre Veränderungen registrieren. Aber trotz all den Bemerkungen will sie weiterhin abnehmen: «Die magische Zahl war 35 Kilogramm», sagt Deborah. Auch wird das Bilanzieren des Essens für sie immer wichtiger, das Kalorienzählen zum Zwang. Was am Anfang noch 800 Kalorien pro Tag sein darf, wird bis auf 300 Kalorien pro Tag heruntergeschraubt. Vor den Eltern kann Deborah ihre Magersucht gut verstecken. Sie hat immer Ausreden bereit, wenn sie von der Schule nach Hause kommt.

Man spinnt ein riesiges Netz an Ausreden zusammen.

Als sie aber von einer Freundin direkt auf ihr Gewicht angesprochen wird, fühlt sie sich berührt. Die Fürsorge ihrer Kollegin bewegt sie sehr.

Eine Weile lang isst sie wieder normal. Aber als sie an die Fachmittelschule wechselt, um Pflegefachrau zu werden, fällt sie ins alte Muster von Essensverzicht und Sporttreiben zurück.

Auch hier merken die Mitschüler, dass mit Deborah etwas nicht stimmt. Mit der Zeit werden die besorgten Bemerkungen abschätzig. In Deborah macht sich Widerstand gegen die abfälligen Kommentare breit. Die Zeit in der DMS ist für sie sehr belastend, da sie ständig auf ihr Gewicht angesprochen wird. «Druck erzeugt Widerstand, das habe ich schnell gemerkt.»

Ich bewegte mich in meinem Wohlfühlsektor zwischen Gemüse, Früchte und Magerquark.

Sie findet Zuflucht im Sport. Schliesslich kommt es so weit, dass sie nur noch einen Apfel pro Tag isst. Es wird auch eine schwarze Liste von Lebensmitteln geführt, die Deborah nicht essen darf. Diese beinhaltet unter anderem Butter, Fast Food sowie Teigwaren und Reis.

Erfolglose Therapieversuche

Schliesslich kann ihre Freundin aus der Oberstufe sie dazu bringen, sich professionelle Hilfe zu holen. Deborah verbringt elf Wochen in einer Klinik und absolviert danach ein Jahr lang eine ambulante Behandlung. Die Therapie bricht sie aber ab, denn laut ihrer Therapeutin kommt sie scheinbar nicht weiter. Auch heute hadert sie noch mit ihrem Gewicht. Noch immer treibt sie exzessiv Sport und isst teilweise nicht mehr als einen Apfel am Tag: «Ganz oft gibt es den Wunsch, dass eine Situation eintritt und sich dann etwas ändert», erklärt Deborah.

Es gibt oft Momente, in denen mir meine Grösse und meine Figur zum Verhängnis werden.

Deborah wünscht sich, dass ihr gestörtes Essverhalten akzeptiert wird: «Lasst mich einfach in Ruhe, wenn ich die Leistung erbringe ist alles ok.»

Ein Leben mit Magersucht – weiterhin

Deborah möchte sich erst ändern, wenn es nicht mehr anders geht: «Entweder ich merke, dass es mir körperlich so schlecht geht, dass ich etwas ändern muss. Oder ich merke, dass ich keinen Sport mehr treiben kann.»

Im Gespräch versucht Robin auf verschiedene Arten, sie mit ihrer Krankheit zu konfrontieren. Aber er stösst auf Widerstand: «Ich bin zufrieden», sagt Deborah bestimmt, «aber zum Glücklichsein braucht es etwas anderes.»

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

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