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Querschnittsgelähmter: «Ich kann meine Sexualität nicht ausleben»
Aus Rehmann vom 01.06.2020. Bild: ZVG
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Rehmann Querschnittsgelähmter: «Ich kann meine Sexualität nicht ausleben»

Özcan leidet seit Geburt an Spina Bifida. Aufgrund der Fehlbildung des Rückenmarks spürt er im gesamten Rumpf nichts mehr und ist auf seinen Rollstuhl angewiesen. Dies hindert ihn aber nicht daran, ein ganz normales Leben zu leben, Kollegen zu treffen oder auf Festivals zu gehen.

Özcan lebt schon sein ganzes Leben mit seiner Krankheit. Er kam mit einem offenen Rücken zur Welt. Der Schutz des Rückenmarks und der Wirbelsäule konnte bei der Geburt nicht gewährleistet werden, seine Nerven wurden beschädigt. Dies hat zur Folge, dass Özcan nun querschnittsgelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. Nieren- und Blasenfunktionsstörungen sowie Inkontinenz sind Begleiterscheinungen seiner Krankheit. Die dadurch erhöhte Infektionsgefahr ist zudem der Grund für Özcans Dialysepflicht.

Spina Bifida

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Spina Bifida ist ein Geburtsfehler. Bei Betroffenen wird eine Fehlbildung des Rückenmarks und der Wirbelsäule festgestellt. Dies führt dazu, dass Nervenstränge beschädigt werden. Je nach Ausmass der Beschädigung können Symptome von Sensibilitätsstörungen bis zu einer kompletten Querschnittlähmung reichen.

Özcan ist es wichtig, ein normales und unabhängiges Leben zu führen. Er wohnt alleine in einer Wohnung, geht einkaufen und duscht selbstständig. Gerne teilt er seinen Alltag mit den 7000 Followern, die ihn auf Instagram verfolgen. Er gehört zu den sogenannten Inkluencern.

Inkluencer*innen

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Inkluencer*innen sind Menschen, die sich aktiv für Inklusion auf Social Media einsetzen. Die Posts werden von den Beeinträchtigten selbst veröffentlicht. Sie behandeln meist Themen, die mit ihrer Behinderung zu tun haben.

Die grösste, mit seiner Krankheit verbundenen, Einschränkung ist die Inkontinenz. Dass er seinen Stuhlgang nicht kontrollieren kann, wird vor allem in der Öffentlichkeit zum Problem. «Es ist so unberechenbar, das ist das Gemeine», sagt er. Es kommt vor, dass er auf dem Weg in die Stadt wieder umkehren muss, um sich umzuziehen und zu waschen. Wenn es in der Öffentlichkeit passiert, wünscht sich Özcan, in ein Loch zu versinken.

Meine Behinderung ist Beigemüse.

Was Özcan am meisten beschäftigt, sind seine Mitmenschen. Menschen, die ihn aufgrund seiner Behinderung nicht ernst nehmen. Leute, die ihm nicht auf Augenhöhe begegnen, ihn bevormunden oder bemitleiden. «Ich möchte auch einmal ein Arschloch sein», findet er.

Rehmann S.O.S. unterwegs hören

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Es macht ihm zu schaffen, dass man oftmals nur seine Behinderung und nicht ihn als Menschen sieht. Damit verbunden sei auch die fehlende Möglichkeit, seine Sexualität auszuleben. «Ich bin gerne allein, aber nicht einsam.» Oftmals fühlt er sich von der Gesellschaft ausgeschlossen und leidet deshalb an Depressionen. Sie sind so schlimm, dass er sich schon in der Psychiatrie Hilfe geholt hatte.

Ich bin gerne allein, aber nicht einsam.

Doch es gibt auch Lichtblicke in Özcans Leben. Das Wacken Open Air in Deutschland, welches er die letzten zwei Jahre besuchte, oder die Fernsehsendung «Let’s Dance», die er jeden Freitag mitverfolgt.

S.O.S. – Sick of Silence

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Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

Eines seiner Highlights war das Treffen mit der Sängerin P!ink. Wie sie war? «Stink normal.» So, wie sich Özcan den Umgang mit allen Mitmenschen wünscht.

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