Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Rehmann Schlafstörungen machen Warda (22) das Leben zur Hölle

Die 22-jährige Baslerin leidet an schweren Schlafstörungen. Als wäre das für Warda nicht schon genug, entwickelt sie als Teenager Zwänge, wird süchtig nach Energydrinks und leidet unter Panikattacken.

Stell dir vor, du liegst im Bett und bekommst deine Augen nicht zu, weil dich deine Gedanken und Ideen in eine Spirale ziehen, aus der du fast nicht mehr herauskommst. So geht es der 22-jährigen Warda, die seit ihrer Jugend mit schweren Schlafstörungen kämpft. Ihre Probleme mit dem Einschlafen werden zum Teufelskreis: Auch das Aufstehen bereitet ihr folglich grosse Mühe.

Wann und vor allem aus welchem Grund die Schlafstörungen angefangen haben, weiss sie nicht genau. Vielleicht habe es mit der Leukämie-Diagnose ihrer Mutter zu tun, von der sie mit zehn erfahren hat: «Ich hatte Angst, meine Mutter zu verlieren und wollte deshalb nicht mehr zur Schule und weg von zuhause.»

Ritzen und kratzen als Bestrafung

Nach Gesprächen mit einer Sozialarbeiterin, entscheidet sich Warda mit 12 Jahren, in ein Internat zu gehen und fühlt sich dort anfangs auch sehr wohl.

In der Pubertät verändert sich aber alles, da sie wegen ihres Gewichts und den fehlenden Sozialkontakten mit Gleichaltrigen Selbsthass entwickelt: «Ich fragte mich, ob ich schön oder gut genug bin.» So beginnt Warda, sich selbst zu verletzen – als Bestrafung. Ihre langen Fingernägel werden zu Waffen, mit denen sie sich die Arme aufkratzt, bis sie bluten. Ihr Selbstbild: dumm und hässlich.

Ich fragte mich, ob ich schön oder gut genug bin.

S.O.S. – Sick of Silence

Box aufklappen Box zuklappen

Wie sieht das Leben junger Menschen aus, nachdem es durch eine chronische Krankheit ausgebremst wurde? Robin Rehmann leidet selbst an einer chronischen Krankheit und unterhält sich in seiner Sendung mit Betroffenen.

Jeden Dienstag, 18-19 Uhr bei SRF Virus oder hier als Podcast.

Gefangen in einer Abwärtsspirale aus Problemen

Mit 16 beginnt Warda, sich das Essen zu entziehen. Nicht mal ihren Geburtstagskuchen rührt sie an. Statt fester Nahrung nimmt sie vor allem Süssgetränke und Wasser zu sich, bis sie den Alkohol für sich entdeckt: «Ich habe getrunken, bis ich erbrochen habe, um meine Grenzen auszutesten.» Dank ihrer aufmerksamen Patentante, die ihrer Mutter vom exzessiven Alkoholkonsum erzählt, kriegt Warda doch noch die Kurve.

Später beginnt Warda eine Lehre, die sie abbricht und wechselt ins zehnte Schuljahr. «Ich hatte das Gefühl, ich habe nichts im Leben geleistet.» Deshalb fängt sie an, sich Genuss zu verbieten: «Ich dachte, ich verdiene es nicht zu essen oder zu schlafen.» So kommt's, dass Warda teilweise 48 Stunden am Stück wach ist.

Als wäre das alles nicht schon genug, entwickelt Warda später einen Hygienezwang, als sie an einer Magendarmgrippe erkrankt: «Ich wusch mir mehrmals pro Tag zehn Minuten lang die Hände und benutzte Mundspülung, nachdem ich meinen damaligen Freund geküsst habe», erzählt die 22-Jährige. So ging auch die Beziehung in die Brüche.

Ich habe nichts mehr gehört, plötzlich schlecht gesehen und mir wurde schwarz vor Augen.

Hinzu kommen Angststörungen, Panikattacken und eine regelrechte Sucht nach Energydrinks, um ihren Schlafmangel, der sie seit Jahren begleitet, zu vertuschen – so lange, bis sie unter Herzrasen und Ohnmachtsanfällen leidet: «Ich habe nichts mehr gehört, plötzlich schlecht gesehen und mir wurde schwarz vor Augen. Ich hatte also quasi mitten am Tag Blackouts.» Irgendwann weiss sie nicht mehr, ob sie wach ist oder schläft und hat kuriose Tagträume.

Der Lichtblick: die professionelle Hilfe

Obwohl sie über all die Jahre mit verschiedensten Problemen kämpft, holt sich Warda keine professionelle Hilfe. Stattdessen sucht sie in Foren und Artikeln nach Antworten, probiert verschiedene Medikamente – doch auch das verbessert weder ihre Schlafstörung noch ihre Angstzustände.

Wichtig ist, dass man sich professionelle Hilfe holt und nicht zu stolz ist dafür. Ich selbst habe es viel zu spät getan.

Seit letztem Winter geht Warda in die Schlaftherapie in einem Schlaflabor und holt sich zudem Unterstützung in einer ambulanten psychiatrischen Klinik. «Ich glaube, es hilft und es geht mir sehr gut», sagt sie. Und das obwohl der Ursprung ihrer Schlafstörung noch immer unbekannt ist. «Wichtig ist, dass man sich professionelle Hilfe holt und nicht zu stolz ist dafür. Ich selbst habe es viel zu spät getan.»

Meistgelesene Artikel