Die «Demotape Clinic» am jährlichen m4music Festival ist eine feste Institution in der Schweizer Medien- und Musiklandschaft. Dieser Bandwettbewerb – insofern denn auch genug Bands mitmachen, um einen repräsentativen Schnitt zu erreichen, was dieses Jahr in der Kategorie «Urban» definitiv der Fall war – bietet Medien, Musikentdeckungswilligen und Bookern die Gelegenheit, auf einen Schlag pro Kategorie 15 Acts unter die Lupe zu nehmen und handgepflückte Perlen aus diesem wahnsinnig intensiv vorsortierten Haufen aus hunderten von Demos mit nach Hause zu nehmen. Um sie vielleicht ins Artist-Roster aufzunehmen, zu buchen oder gar unter Vertrag zu nehmen.
Solche Bandwettbewerbe sind für alle Beteiligten unterhaltsam und informativ, siehe oben – ausser für die Musiker.
Für die ist es in erster Linie ein seelenzermürbendes Ereignis: in einem Saal strotzend vor Konkurrenz und Szenis, muss man auf eine hell ausgeleuchtete Bühne, vor ein streng dasitzendes Panel aus Judges und sich dann sagen lassen: für euch 14 hat es nicht gereicht.
Ich war selbst schon in dieser Situation und kann den Frust jedes Nicht-Gewinners sehr gut nachvollziehen: trotzdem empfehle ich es jeder Schweizer Newcomerband, ihre Songs bei der «Demotape Clinic» einzureichen. Wieso?
Kritisches Feedback für die Artists
Nur schon in die letzten 15 zu kommen, ist ein Erfolg: man kann seine Musik oben erwähnten Bookern und Journis präsentieren und erhält von einer fachkundigen Jury (jaja Selbstlob, ich war zusammen mit Patrick Sigrist, Big Zis & Yvan Peacemaker in der Jury, pshhh) kritisches Feedback – aus meinen Augen der wertvollste Teil der «Demotape Clinic» (ausser vielleicht den 3000 Franken Preisgeld, aber eben: die gibt’s nur für einen).
Es herrscht nämlich ein grassierendes, ewig gleiches Problem in der Schweizer Musikszene: so viele Musiker erhalten kein wirklich differenziertes und Komplimentsandwich-befreites Feedback, sondern meistens nur Freundeskreis-, Familien- und durchaus auch medienübliche Schulterklopfer.
Gerade in einem kulturell so winzigen Land wie der Schweiz, wo jeder jeden kennt und die Wettbewerbsklinge weniger lebensbedrohend ist als in Ländern wie Deutschland oder den Vereinigten Staaten, ist echte Kritik eine echte Notwendigkeit.
Im Fall von Zøla , dem jungen Basler Produzenten und Sänger, der die Kategorie «Urban» für sich entscheiden konnte, klang die Rückmeldung der Jury für sein eingreichtes Stück «Solar» so:
«Ein vielversprechender Song – aber ein unfertiger. Es heisst nicht umsonst «Demotape Clinic», dein Song ist unfertig und braucht noch Arbeit. Man hört klar wie wichtig die Mixtapes von The Weeknd für dich waren – wenn du dich noch mehr selbst findest, sehe ich da durchaus mal ein Boiler-Room-Set von dir in der Zukunft.» (Patrick Sigrist, Mitorganisator Royal Arena Festival & Musikjournalist.)