Was wäre passiert, wenn sich Radiohead ca. 1997 nie in Richtung Art-Experimental-Rock verabschiedet hätten und stattdessen den balladesken Weg weitergegangen wären?
Nun, für dieses Gedankenspiel gibt es konkrete Beispiele. Stichwort «Post-Britpop». Oder eben: Doves , Travis, Athlete , Starsailor und wie sie alle hiessen.
Bands, die kurz nach der Jahrtausendwende dort weitergemacht haben, wo Radiohead nicht weitermachen wollten. Gitarrenrock im britischen Stil, einfach weniger schroff und maximal halb so biergeschwängert wie die Musik ihrer rüpeligen Vorgänger aus den Gigantismus-Jahren des Britpops. Dafür mit umso mehr Platz für Gefühl und Melancholie.
Die meisten Bands von damals sind mittlerweile in Vergessenheit geraten. Das heisst aber noch lange nicht, dass man heutzutage dem «Post-Britpop»-Buch keine neuen, gelungenen Kapitel hinzufügen könnte. Schliesslich tut das neue, selbstbetitelte Album des Basler Quartetts Static Frames genau das.
Der Fleet-Foxes-Vergleich hält stand
Wie immer gilt: Eine gute Stimme ist bereits die halbe Miete. Und auf eine solche kann Sänger Nick Broadhurst definitiv zurückgreifen.
Mitte der 00er-Jahre ist Broadhurst von Neuseeland in die Schweiz ausgewandert und nennt mittlerweile Basel sein Zuhause. Er braucht sich vor sämtlichen Vergleichen mit Fleet-Foxes-Sänger Robin Pecknold nicht zu verstecken.
Broadhurst trifft aber nicht nur sämtliche hohen und tiefen Töne, in seiner Stimme schwebt stets ein gewisses Mass an Traurigkeit mit. «Let's go find a place to watch the waves», singt er auf «By and Large». In diesen Satz verpackt er dann so viel Melancholie, dass man fast sicher gehen kann, dass er sich auf dem Weg zum Meer verirren wird (oder einfach seine Badehose vergisst?).
Der imaginäre Soundtrack für ein 90er Teenie-Drama?
Die besten Momente des knapp 29 Minuten langen Werks finden sich dort, wo der wolkengraue Melancho-Pop von sanft klimpernden Keyboardklängen durchbrochen wird.
«Departure Song» ist eine gar-nicht-mal-so-traurige Abschiedshymne und «Wandering Fate» wäre im Soundtrack von einem dieser leicht düsteren Teenie-Dramen der späten 90er ( «Wild Things» ? «Cruel Intensions» !) gar nicht mal so fehl am Platz. Und bei «Standstill» kommen einem dann für einen kurzen Moment wirklich jene Radiohead-Balladen in den Sinn, die es in den 90er-Jahren nie auf deren Alben geschafft haben.