Wer gerade zum allerersten Mal etwas über Yellow Teeth lesen sollte, dem sei gesagt, dass zum Singer-Songwriter aus Sion zwingend eine Mundharmonika gehört.
So brachte uns Tiziano Zandonella auf seinem ersten Album dank Songs wie «Lou Jane» und im Stile von The Tallest Man on Earth die Lagerfeuerromantik in die eigene Stube. Die Marshmallows und das Schlangenbrot mussten wir selbst mitbringen – für den Rest sorgte Yellow Teeth.
Ein waschechtes Country-Album
Umso überraschender also, dass Zandonella auf seinem brandneuen Album «Rags and Pearl» die Mundharmonika mit dem Grashalm austauscht. Vorerst.
Denn der erste Track der Platte, «The Odds Of Dice», transportiert uns weg vom Lagerfeuer, dafür direkt auf eine lange, schnurgerade Landstrasse Richtung Nashville. Dort, wo die Countrymusik ihr Zuhause hat und Zandonella mit Cowboyhut und Zahnstocher im Mund neben uns herreiten kann.
Ja, richtig gehört: «Rags and Pearls» ist eine waschechte Country-Platte. Und dazu gehört logischerweise auch Herzschmerz.
«Darker hearts need darker lovers», singt Yellow Teeth auf «Little Black Heart», dem schönsten Song des Albums. Weil er den Song allerdings in ein solch wohlig weiches Soundgewand packt, fallen einem diese Zeilen erst beim dritten Hören auf. Einzig die Mundharmonika (da ist sie ja wieder!) erinnert uns daran, dass wir hier gerade einem höchstwahrscheinlich gebrochenen Herzen zuhören.
Die perfekte Rotwein-Platte
Real Talk: «Rags and Pearls» ist ein Album, welchem man in Zukunft eher weniger via Handylautsprechern in Trams begegnen wird. Das hier ist eine Rotwein-Platte, die sich am besten zuhause auf dem Sofa geniessen lässt.
«Rags and Pearls» ist der Erwachsenen-Soundtrack für die wirklich wichtigen Fragen des Lebens: Bis um 2 Uhr in den Ausgang, geht das wirklich? Ist dieses graue Haar an der Schläfe nur ein Ausrutscher oder der Anfang vom Ende? Reichen drei Säulen – oder soll ich noch eine Vierte eröffnen?