Zusammen mit «Rick & Morty» und «BoJack Horseman» gehört «Bob's Burgers» zu den erfolgreichsten Zeichentrickserien der letzten 10 Jahre. Die Serie rund um die eigenartige Familie Belcher, welche zusammen ein Burger-Restaurant führt, stammt aus der Feder von Loren Bouchard. 194 Episoden wurden mittlerweile produziert, für nächstes Jahr ist sogar ein Kinofilm geplant.
Dass sich Schöpfer*innen solcher Animations-Erfolgsprojekte noch während ihrer Erstausstrahlung zusätzliche Standbeine suchen, ist eher ungewöhnlich. Nicht so Bouchard. Zusammen mit Schauspieler Josh Gad ist Bouchard seit Ende Mai ebenfalls für die neue Zeichentrickserie «Central Park» zuständig, welche seither wöchentlich auf dem Streamingdienst Apple TV+ ausgestrahlt wird.
Wie schon «Bob's Burgers» dreht sich auch «Central Park» wieder um eine Familie. Hier stehen die Tillermans im Mittelpunkt, welche in einem Haus mitten im Central Park leben. Dort gehört es zu den Aufgaben von Vater Owen, als Parkwächter dafür zu sorgen, dass im grossen New Yorker Stadtpark alles mit rechten Dingen zu- und hergeht.
Für «Central Park» fahren Bouchard und Gad zudem mit einem grossen Staraufgebot auf. Zur Besetzung gehören nebst zwei Schauspielern aus dem Erfolgsmusical «Hamilton» (Daveed Diggs und Leslie Odom Jr.) auch zwei waschechte Hollywood-Stars: Kirsten Bell und Stanley Tucci.
Bell muss sich für die bereits in Produktion befindende zweite Staffel jedoch eine neue Rolle suchen. Im Zuge der #BlackLivesMatter-Protestwelle sind Bouchard und Gad zum Entschluss gekommen, dass es unangebracht ist, wenn eine weisse Schauspielerin die Stimme einer Figur spricht, die von gemischter Herkunft ist. (Auch die Simpsons und die Netflix-Animationsserie «Big Mouth» haben bereits Ähnliches beschlossen.)
Wer «Bob's Burgers» mag...
Sämtlichen Casting-Misstönen zum Trotz: Wer den leichten Humor von «Bob's Burgers» mag, wird auch «Central Park» mögen. Die beiden Serien verfügen zudem über einen dermassen ähnlichen Zeichenstil, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit sein kann, bis sich die beiden Familien über den Weg laufen werden.
Der grösste Unterschied? In «Central Park» wird noch mehr gesungen als in «Bob's Burgers». Etwas, über das wir im Interview mit Loren Bouchard und dem fast kompletten Ensemble von «Central Park» gleich als Erstes gesprochen haben.
(Disclaimer: Das Interview wurde aufgezeichnet bevor die Meldung von Kristen Bells Recasting publik wurde.)
Im Gegensatz zu Realverfilmungen sind Zeichentrickserien weniger an Regeln gebunden. So könntest du all deine Ideen wohl auch mit deiner anderen Serie «Bob's Burgers», die seit zehn Jahren sehr erfolgreich läuft, ausleben. Warum also überhaupt eine ganz neue Serie?
Loren Bouchard, Serienautor: «Central Park» ist ein richtiges Musical. Nicht einfach «nur» eine Serie mit Musik drin. Das ist etwas komplett Neues für mich – und wurde mir erst so richtig bewusst, als ich mit der eigentlichen Arbeit angefangen habe. Es ist eine grosse Aufgabe – aber auch ziemlich aufregend.
Zudem kann ich hier mit verschiedenen Animationsstilen arbeiten. Molly, die Tochter in «Central Park», zeichnet in der Serie Comics. Also haben wir uns ziemlich früh dazu entschieden, dass ihre Kunst irgendwie lebendig werden muss. Das sorgt für die nötige Abwechslung.
Ausserdem verfügt keines meiner bisherigen Projekte über einen richtigen Bösewicht. Das ist auch total aufregend! Wie man eine Comedyserie über eine Familie macht, weiss ich mittlerweile gut. Aber dieses Element von Gefahr in Form eines Bösewichts, hier gespielt von Stanley Tucci, hat eine ganz neue Art von Energie in mir freigesetzt – und mich an die alten Disney-Filme erinnert, mit denen ich aufgewachsen bin.
Josh, du bist nicht nur mitverantwortlich für die Serie, du sprichst – und singst – auch die Erzählerfigur...
Josh Gad, Co-Autor: Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich weiterhin Möglichkeiten erhalte, singen zu dürfen. Das mache ich nämlich sehr gerne.
In diesem konkreten Fall war es aber natürlich besonders toll, weil ich mit den «Avengers» des Musicaltheaters den Bildschirm teilen darf. Ich meine, Leslie Odom Jr. und Daveed Diggs haben beide einen Tony-Award für «Hamilton» gewonnen! Und dann kommt noch Kristen Bell dazu, mein Co-Star aus «Frozen»… Ich bin einfach nur glücklich, Teil dieses Teams sein zu dürfen.
Kathryn Hahn: Für jemanden wie mich, die über praktisch keinen musikalischen Background verfügt – mal abgesehen davon, dass ich mich als enorm gute Karaoke-Sängerin einschätzen würde [lacht] –, ist es natürlich absolut verrückt, dass ich in einer Serie Leslie Odom Jr.'s Frau spielen darf!
Und dass ihr in der Serie alle singen dürft, ist auch ein kleiner Ersatz dafür, dass die Theater am Broadway auch für den Rest des Jahres weiterhin geschlossen bleiben...
Leslie Odom Jr.: In erster Linie tut mir das natürlich sehr leid für alle Menschen, die am Broadway ihren Lebensunterhalt verdienen. Aber auch für die Zuschauer tut es mir Leid – und da zähle ich mich mit dazu.
Das Theater ist ein heller Lichtblick im Leben, welcher unterhalten und Freude bringen soll. Darum war ich von der Nachricht, dass die Theater bis mindestens Ende Jahr zu bleiben, ziemlich geschockt. Aber schlussendlich ist es die absolut richtige Entscheidung.
Schlussendlich ist es die absolut richtige Entscheidung.
Titus Burgess: Ich habe so viele Freundinnen und Freunde, die jetzt arbeitslos sind. Es ist wirklich furchtbar. Schliesslich ist das Broadway-Theaterviertel integral für das Stadtgefüge von New York…
Aber ja: Selbstverständlich gilt «Safety first»! Und die Theater werden ja noch immer stehen, sobald's dann wieder losgeht.
Wir haben Equipment bekommen, mit dem wir unsere Parts nun zuhause aufzeichnen können.
Odom Jr.: Für mich als New Yorker ist der richtige Central Park übrigens genauso wichtig wie das Broadway-Theaterviertel. Man geht dorthin, um sich zu treffen, für Dates, braucht ihn als öffentliches Fitnessstudio oder geht mit seinen Kindern spazieren. Dass ich nun jemanden spielen darf, dessen Lebensmission es ist, dieses Ding zu verteidigen, ist sehr toll.
Ausserdem ist es natürlich schön, dass wir mit «Central Park» etwas haben, an dem wir auch während der Pandemie arbeiten können. Wir haben Equipment bekommen, mit dem wir unsere Parts nun zu Hause aufzeichnen können.
Hahn: Wobei es schon ein bisschen komisch ist, wenn du deine Sachen komplett allein aufzeichnest. Aber das gehört bei Zeichentrickserien eigentlich zum Standard dazu. Und wirklich allein bist du ja nie. Loren ist ständig da und gibt dir klare Regieanweisungen.
Aber wenn du dann später siehst, was die Animatoren daraus machen, ist das schon sehr speziell. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie zwischen Figuren von Zeichentrickserien eine dermassen tolle Chemie entstehen kann – obwohl man ja fast nie miteinander aufnimmt.