Um das geht's
Kroate Marko ist das, was man als typischen Hipster bezeichnen kann: Er fährt ein überteuertes Fahrrad und arbeitet in einer Werbeagentur in Wien. Sein Freund Benny ist ein wohlbehütetes Mittelschichtsöhnchen und will Schauspieler werden. Aufgrund seiner ägyptischen Wurzeln, wird er bei Castings aber immer wieder nur auf sein ausländisches Aussehen reduziert.
Eines Tages werden die Freunde im Wiener Multikultiquartier «Rudolfsgrund» von einem TV-Team angesprochen, das eine Doku über ein Problemviertel mit hohem Ausländeranteil drehen will. Aus Spass geben sich die beiden als arbeitslose Kleinkriminelle aus und bekommen prompt einen Job als Protagonisten einer Reality-Serie.
In was sich die beiden Möchtegern-Asis da reingeritten haben, verstehen Benny und Marko aber leider viel zu spät.
Das hat funktioniert
Die Szenen, in denen Marko und Benny auf völlig übertriebene Art und Weise versuchen, den Klischees von kriminellen Ausländern zu entsprechen, sind zum Wegschmeissen komisch. Ganz absurd wird es, als die beiden ihre Freunde in ihre Maskerade miteinbinden. Um Marko und Benny zu helfen, müssen diese vor der Kamera Drogendealer und Prostituierte spielen.
Ebenfalls grossartig ist die Darstellung der quotengeilen TV-Redakteurin – eine scharfe Kritik an skrupellosen Pseudo-Fernseh-Dokumenationen.
Das hat nicht funktioniert
Trotz der vielen lustigen Szenen sind gewisse Momente im Film ein bisschen träge, was dem Film vor allem am Anfang Spannung nimmt.
Schade ist auch das etwas vorhersehbare Ende des Films. Dem fehlt, trotz der relevanten Themen, die im Film aufgegriffen werden, etwas Tiefgang.
Fazit
Regisseur Arman T. Riahi, der selber iranische Wurzeln hat, hat das Drehbuch mit den beiden Protagonisten des Films basierend auf eigenen Erfahrungen geschrieben. Zusammen ist ihnen eine grossartige Sozialsatire gelungen, die uns auf extrem amüsante und gleichzeitig scharfsinnige Weise vor Augen führt, wie die Gesellschaft Menschen mit Migrationshintergrund in Schubladen presst.
Ausserdem wirft der Film eine wichtige Frage auf: Würden überhaupt Vorurteile gegenüber Ausländern herrschen, wenn es deren Darstellung durch die Medien nicht gäbe?
Dieser Film ist für
Fans von unkonventionellen Komödien mit schwarzem Humor und gesellschaftskritischen Aussagen.
Bei österreichischem Kino denkt man an schwere, pessimistische Filme à la Michael Haneke («Das weisse Band, «Amour») und Ulrich Seidel («Im Keller») – ganz so düster ist «Die Migranten» aber doch nicht nicht.
Rating
4 von 5 Punkten