Seit zwei Jahren grassiert das «Star Wars»-Fieber wieder: «The Force Awakens», der siebte Teil der «Star Wars»-Filmreihe, lockte in der Schweiz über 700'000 Menschen in die Kinos – und spielte weltweit über zwei Milliarden US-Dollar ein. Die Wiedergeburt des «Star Wars»-Universums wurde zum ultimativen Kassenschlager.
Und die Qualität des Films? Egal. Schliesslich hatte «The Force Awakens» stets einen wichtigen Vorteil auf seiner Seite: den Klassentreffen-Bonus.
Zum ersten Mal seit über 30 Jahren gab es Han Solo und Leia Organa, zwei der wohl prägendsten Figuren der Filmgeschichte, wieder auf der Kinoleinwand zu sehen. Verständlich, dass einem da die bisweilen fehlende Originalität des Films vielleicht erst beim zweiten Mal Schauen auffiel.
Rian Johnson, der für den achten «Star Wars»-Teil «The Last Jedi» den Regiestuhl von J. J. Abrams übernommen hat, kann nicht mehr auf diesen Bonus zählen. Kein Wunder also, dass er sich storymässig für «The Last Jedi» mehr ins Zeug legte als sein Vorgänger.
Überraschende Wendungen
Denn wer auch immer behauptet, den Plot von Episode VIII voraussagen zu können – oder meint, schon jetzt die eine oder andere Antwort auf die im Vorfeld wichtigsten Fragen zu kennen, dürfte von Regisseur und Drehbuchautor Johnson einige Male angenehm überrumpelt werden.
Gerade was beispielsweise den mysteriösen Snoke, Anführer der «First Order»-Armee, angeht, weiss «The Last Jedi» zu überraschen. Und auch auf die Frage, wer die Eltern von Hauptfigur Rey sind, liefert der Streifen eine äusserst zufriedenstellende Antwort.
«The Force Awakens» wurde dafür kritisiert, von der Story her bloss ein Aufguss von «A New Hope», dem ersten Teil der originalen «Star Wars»-Trilogie, zu sein. Wer nun von «The Last Jedi» befürchtete, der Film könnte sich zu fest an der «A New Hope»-Fortsetzung «The Empire Strikes Back» orientieren, kann sich beruhigt auf den Film freuen. Dem ist nicht so.
Neue und alte Helden – und Carrie Fishers letzter Auftritt
Lag ein wichtiger Teil von «The Force Awakens» in den Händen von Han Solo, tritt dieses Mal ein anderer alter Held ins Rampenlicht: Luke Skywalker. Und wie schon Harrison Ford, der im siebten Teil seine beste Performance seit einer halben Ewigkeit ablieferte, erfüllt auch Mark Hamill seine Aufgabe mit Bravour – obwohl er in den letzten 30 Jahren nur spärlich vor der Kamera stand.
Und dann wäre da natürlich noch Carrie Fisher. Die Schauspielerin ist letzten Winter an einem Herzstillstand verstorben, ihr Tod scheint auf den ersten Blick aber keinen Einfluss auf die Geschichte ihres Charakters Leia genommen zu haben.
Auch die neuen Gesichter in «The Last Jedi» fügen sich nahtlos ins «Star Wars»-Puzzle ein. Besonders Newcomerin Kelly Marie Tran, der erste «Star Wars»-Hauptcharakter mit asiatischen Wurzeln, überzeugt von der ersten Sekunde an als Begleiterin von John Boyegas Charakter Finn.
Ein «Star Wars»-Film mit viel Humor
Bis die Puzzleteilchen von «The Last Jedi» allerdings richtig liegen, dauert es ganz schön lange. Rian Johnson leitet äusserst rasant – ab und zu sogar zu rasant – durch die rund zweieinhalb Stunden und lässt kaum Längen aufkommen. Die grosse Anzahl Handlungsstränge führt jedoch dazu, dass einzelne Subplots immer wieder liegen bleiben. Besonders Rey und Luke Skywalker sitzen eine frustrierend lange Zeit auf der Ersatzbank bevor sie endlich ins Hauptgeschehen eingreifen.
«The Last Jedi» überzeugt mit einer überraschend grossen Prise Humor (Porgs!), imposanten Kulissen (der Thronsaal von Snoke!) und spritzigen Dialogen. Abzüge gibt's für den unsauberen Schnitt. So scheint besonders während der Einleitung zur atemberaubend aussehenden finalen Schlacht die eine oder andere Szene im Schneideraum hängen geblieben zu sein.
Der achte «Star Wars»-Film ist kein Meisterwerk, hat im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Blockbustern aber ein überraschend geringes Interesse, nur auf die Karte «Nostalgie» zu setzen. Ein gelungener Schritt in Richtung Ende der Trilogie. -- 3.5 von 5 Porgs, äh, Punkte