True Detective ist als «Anthology»-Serie ausgelegt. Das heisst im Klartext: Jede Staffel bietet eine komplett neue Story mit komplett neuen Schauspielern. Perfekt für Neueinsteiger.
Das sind die wichtigsten Neuerungen in der zweiten Staffel:
1. Die Schauspieler
Dank dem relativ kleinen Zeitaufwand für die Schauspieler (8 Episoden und that's it), kann «True Detective» ziemlich einfach Hollywood-Stars verpflichten, die man normalerweise nur auf Kinoleinwänden sieht.
Auf Matthew McConaughey und Woody Harrelson, welche in der ersten Staffel das grossartige Detektivduo Rust Cohle und Marty Hart verkörperten, müssen wir dieses Jahr aber verzichten. Leider.
In ihre Fussstapfen tritt ein Trio von Kriminalbeamten: Colin Farrell (weiss wie immer zu überzeugen), Rachel McAdams (ebenfalls gut) und Taylor Kitsch (schweigt sehr viel, hat in der ersten Episode geschätzte 3 Sätze Dialog und ist daher nur schwer beurteilbar).
Ebenfalls in einer Hauptrolle mit dabei: Vince Vaughn, in einer für ihn ungewohnten «ernsten» Rolle als Gangster Frank Seymon.
Zwar fällt keiner der vier ab, aber mal ganz ehrlich: Nachdem ich die erste Episode der zweiten Staffel gesehen habe, muss ich ernüchternd feststellen: Ich hätte viel lieber eine zweite Staffel mit McConaughey und Harrelson.
2. Die Location
Die erste Staffel von True Detective war ein dreckiger Südstaaten-Krimi. Die neue Staffel spielt in einem Vorort von Los Angeles. Auf den ersten Blick erinnert das an einen Krimi im Stile von «L.A. Confidential» oder an Bücher von Raymond Chandler («The Big Sleep»).
An der Grundstruktur der Story hat sich jedoch nichts verändert: Auch dieses Jahr steht wieder ein Mord im Zentrum.
3. Der Regisseur
Wie schon bei der ersten Staffel stammen auch dieses Jahr wieder alle 8 Episoden aus der Feder von Autor Nic Pizzolatto. Nicht mehr dabei: Regisseur Cory Joji Fukunaga, der in der ersten Staffel bei allen Episoden Regie geführt hat. Und auch das merkt man.
Denn die Regiearbeit von Fukunaga war nicht nur schlicht und einfach brillant - wir erinnern uns an den grandiosen «Long Take» aus Episode 4 . So war es auch die Tatsache, dass der gleiche Mann bei allen 8 Episoden hinter der Kamera stand (etwas, das bei TV-Serien eigentlich NIE vorkommt), die der Serie einen einheitlichen Look gab - und so zu etwas Einzigartigem gemacht hat.
Leider haben sich Fukunaga und Pizzolatto während den Dreharbeiten der ersten Staffel verkracht. Darum sind in der neuen Staffel gleich vier verschiedene Regisseure am Werk. Für die erste Episode stand Justin Lin hinter der Kamera. Ihn kennt man vor allem als Regisseur der «Fast & Furious»-Filme. Seine Regiearbeit wirkt hier allerdings ziemlich austauschbar. Auf seine Markenzeichen, z.B. wilde Auto-Verfolgungsjagden, warten wir (vorerst noch?) vergebens.
4. Das Intro
Das grandiose Intro der ersten Staffel hatte von der ersten Sekunde an seinen Platz auf dem Olymp der besten Serienintros aller Zeiten auf sicher.
Die Gute Nachricht: Das Intro der neuen Staffel ist in einem ähnlichen Stil gehalten. Die schlechte: Der Song wurde ausgetauscht. «Nevermind» von Leonard Cohen ist leider nur halb so passend wie «Far From Any Road» von The Handsome Family.
Fazit:
Eine Staffel nach einer einzigen Episode zu beurteilen, ist unfair. Vor allem auch wenn man bedenkt, dass die Höhepunkte der ersten Season erst in der Mitte (Episoden 4 & 5) kamen.
Trotzdem: McConaughey und Harrelson werden schmerzlich vermisst. Und ob die Lücke, welche die beiden hinterlassen, wirklich gefüllt werden kann, lässt sich wohl erst am Ende der Staffel beurteilen.