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Film-Check Review: Wird «Pokémon: Detective Pikachu» seinem Hype gerecht?

Meisterdetektiv Pikachu macht die Leinwand unsicher. Ist der erste «richtige» Pokémon-Film so gut, wie wir es uns nach dem ersten Trailer vor ein paar Monaten erhofft haben? Wir präsentieren unsere spoilerfreien Eindrücke zu «Pokémon: Detective Pikachu».

Das Wichtigste in Kürze:

  • «Pokémon: Detective Pikachu» ist der erste, nicht animierte Spielfilm, der im «Pokémon»-Universum spielt
  • Die Idee des Films basiert auf dem fast gleichnamigen Computerspiel, welches 2016 in Japan erschienen und seit 2018 auch bei uns in Europa erhältlich ist
  • «Detective Pikachu» ist aufgebaut wie eine Krimigeschichte. Im Gegensatz zur Zeichentrickserie kann Hauptfigur Pikachu sprechen wie ein Mensch und wird von Ryan Reynolds gesprochen
  • Der Film richtet sich in erster Linie an das jüngere Kinopublikum und «Pokémon»-Fans. Letztere dürften besonders an der Detailverliebtheit des Films Freude haben
  • Ausserdem ist «Pokémon: Detective Pikachu» der perfekte Film für all jene, die für Superheldenfilme wie «Avengers: Endgame» noch ein bisschen zu jung sind

Dank einem Umsatz von rund 90 Milliarden US-Dollar gilt «Pokémon» als die weltweit erfolgreichste Marke der Popkulturindustrie.

Spätestens seit dem grossen «Pokémon Go»-Hype vom Sommer 2016 sind die japanischen Fantasiewesen, von denen es mittlerweile 809 (!) verschiedene Arten gibt, auch bei uns wieder allgegenwärtig. Und die seit 1996 regelmässig erscheinenden Videospiele haben sowieso nie an Beliebtheit eingebüsst.

Fehlt nur noch der Sprung auf die grosse Leinwand.

Zum ersten Pokémon-Popularitätshöhepunkt, kurz nach der Jahrtausendwende, schafften es zwar bereits drei verschiedene Pokémon-Zeichentrickfilme in unsere Kinos, wurden damals aber nur von Fans der Zeichentrickserie wirklich wahrgenommen. (In Japan hat diese Filmserie übrigens mittlerweile 21! Kinofilme produziert.)

Eltern, Tanten und Göttis, welche ihren Nachwuchs damals widerwillig um 14 Uhr nachmittags ins Kino begleiten mussten, sind höchstwahrscheinlich bereits kurze Zeit nach Filmbeginn eingeschlafen. Mit der Hollywood-Produktion «Pokémon: Detective Pikachu» soll sich dies nun ändern.

© 2019 Legendary and Warner Bros. Entertainment Inc.
Legende: Zu einem richtigen Detektiv gehören selbstverständlich auch Lupe und Kappe. © 2019 Legendary and Warner Bros. Entertainment Inc.

Wobei die Grundidee des Films auf Papier ja eigentlich total absurd klingt. Wer die gelbe Maus aus der Zeichentrickserie kennt, weiss, dass sie lediglich ihren eigenen Namen aussprechen kann. Und jetzt soll sie plötzlich Detektiv sein? Und «Deadpool»-Superstar Ryan Reynolds ist der Synchronsprecher? What?

Aber dann kam der 12. November 2018, der erste Trailer des Films wurde veröffentlicht – und wir alle plötzlich so: «Wird das etwa der beste Film aller Zeiten?»

Die erste gelungene Videospielverfilmung?

Nun, die schlechte Nachricht zuerst: «Pokémon: Detective Pikachu» ist nicht der beste Film aller Zeiten. Das heisst aber noch lange nicht, dass der von Regisseur Rob Letterman gedrehte Film nicht trotzdem irgendwie einzigartig wäre.

So ist «Detective Pikachu» der wahrscheinlich erste Kinofilm überhaupt, der es schafft, den Geist einer Videospielvorlage würdig einzufangen ohne dabei Newcomer abzuschrecken.

Wer absolut ahnungslos in Sachen «Pokémon» ist, wird von «Detective Pikachu» mit einer dermassen liebevollen Sorgfalt in die Welt der Pokémon eingeführt, dass man die Grundzüge des Universums bereits nach wenigen Minuten versteht. «Detective Pikachu»: die erste gelungene Computerspielverfilmung!

© 2019 Legendary and Warner Bros. Entertainment Inc.
Legende: Detektiv Pikachus Begleiter: Nachwuchsjournalistin Lucy (Kathryn Newton, vorne) und Enton (hinten). © 2019 Legendary and Warner Bros. Entertainment Inc.

Sowieso ist «liebevoll» ein ziemlich gutes Stichwort um diesen Film zusammenzufassen. So merkt man gerade während der ersten Hälfte, dass sich die Macher des Films mit der Marke «Pokémon» intensiv auseinander gesetzt haben. Fast jede Szene ist mit vielen Details und Easter-Eggs angereichert, an denen waschechte Pokémon-Fans grosse Freude haben werden.

«Pokémon: Detective Pikachu»

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Cast: Ryan Reynolds, Justice Smith, Kathryn Newton, Bill Nighy

Regie: Rob Letterman

CH-Kinostart: 9. Mai 2019

Den vielen Pluspunkten, die «Detective Pikachu» mit seiner Detailverliebtheit sammeln kann, steht dann jedoch eine ziemlich enttäuschende und zu simple Story gegenüber.

Zwar stützt sich der Film auf eine Storyline, die sich durchaus an der Videospiel-Vorlage orientiert (Böse Wissenschaftler experimentieren an Pokémon), die Figuren des Films sind jedoch mit der durchschnittlichen Tiefe einer Kartonfigur ausgestattet und kommen dazu mit ziemlich einfältigen Dialogen daher.

© 2019 Legendary and Warner Bros. Entertainment Inc.
Legende: Nur das flauschige Pikachu fehlt: Justice Smith während den Dreharbeiten © 2019 Legendary and Warner Bros. Entertainment Inc.

Auch von der technischen Machart her verhält es sich ähnlich: Die erste Hälfte überzeugt, die zweite enttäuscht.

Anstatt mit dem grossen Greenscreen-Pinsel anzusetzen, setzt Rob Letterman zu Beginn des Films auf ungewohnt viele reale Schauplätze und bietet ausser den – zu einem Grossteil wirklich äusserst gelungen umgesetzten – Pokémon wenig CGI.

Anstatt aber den an den Disney-Animationsfilm «Zootopia» erinnernden Krimi-Vibe der ersten Hälfte bis zum Ende des Films durchzuziehen, bringt Letterman zum Ende dann doch noch eine sehr uninspirierte grosse Schlacht, bei der sich das nicht unlimitierte Produktionsbudget irgendwann doch bemerkbar macht.

Unter dem Strich bleibt allerdings ein positiver Nachgeschmack: «Pokémon: Detective Pikachu» ist ein gelungener erster Versuch, die Welt der Pokémon auf nicht-animierte Weise ins Kino zu bringen – und dürfte den Stein für weitere «Pokémon»-Filme erfolgreich ins Rollen bringen.

Fazit

3 von 5 Pokébällen.

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