Denkst du an den Begriff «Sex Robotics», kommt dir wohl etwa dasselbe in den Sinn wie uns: Roboter, mit deren Hilfe man seine Sexualität ausleben kann. Natürlich gehöre das auch dazu, erklärt uns Dr. Trudy Barber , die an der Universität Portsmouth «Media & Digital Practice» unterrichtet. «Doch der Begriff schliesst zudem Dinge wie VR-Pornografie oder intelligente Sexspielzeuge ein», fügt die Professorin an.
Technologie und Sex – eine geschichtsträchtige Beziehung
«Sex Robotics» muss also ein Ausdruck der Neuzeit sein. «Ganz und gar nicht», korrigiert Dr. Barber, «dass Technik für sexuelle Zwecke verwendet wird, hat eine lange Geschichte.» Und wir staunen: Sogar bei den Römern und Griechen soll es bereits eine Form von Vibratoren gegeben haben. Heute hätten wir einfach mehr technische Möglichkeiten – gerade mit Virtual-Reality oder 360-Grad-Videos.
Ebenfalls ein Grund für den Aufschwung ist die gesellschaftliche Akzeptanz von pornografischen Inhalten, die in den letzten Jahren stark gestiegen ist: «Jetzt nehmen die Entwicklungen in der digitalen Kultur Fahrt auf und wir achten darauf, wie sich unsere Beziehung zu Technologie verändert – zum Beispiel rund um den Orgasmus. So verändert sich auch unsere Wahrnehmung von Befriedigung.» Das bedeutet?
Der stinknormale Vibrator ist eben kein stinknormaler Vibrator mehr. Er kann Informationen über den Nutzer sammeln.
Besonders faszinierend sei, dass der Sexakt an sich irgendwie skurril und hölzern scheint. Kommt Technologie ins Spiel, schafft man mehr Varianten, Sexualität zu erleben und es steht uns ein neues Level an Interaktivität zur Verfügung: «Sex ist wie eine wunderbare Farbpalette und die Palette jedes Menschen hat ein ganz anderes Farbspektrum», erklärt es Dr. Barber blumig.
Ohne Personalisierung keine Befriedigung für alle
«Klar, heute sieht man in Sachen Virtual-Reality und Pornografie vor allem 360-Grad-Filme, mit die mit Karton-Brillen via das Smartphone konsumiert werden. Doch das ist nichts, was wirklich mit der realen Welt agiert.» Stimmt, denn wer schon einmal eine Virtual-Reality-Brille aufhatte, weiss: In der Bewegung ist man eingeschränkt und irgendwie nimmt man trotz vieler Interaktionsmöglichkeiten eine passive Rolle ein.
Als Heiliger Grahl wird im Zusammenhang von Pornografie und Technologie deshalb – wen wundert's – die direkte Interaktion mit dem virtuellen Gegenüber. «Es gibt ja zum Beispiel bereits den « Teslasuit », ein Full-Body-Anzug, der haptisches Feedback gibt und auf Bewegungen sowie Temperatur reagiert», weiss Dr. Trudy Barber.
Das Problem: Jeder hat andere erogene Zonen und empfindliche Körperstellen.
Als Beispiel: Der typisch britische Fetisch ist das Spanking (den Allerwertesten versohlen). Das heisst also, der «Teslasuit» oder ähnliches müsste seinem Träger den genau richtigen Spank verpassen, damit er realitätsgetreu mit dem Avatar interagieren kann.
Sexualität in der Zukunft
Das ultimative ‹Gadget› wäre ein Sex-Chip im Hirn, mit dem man die Möglichkeit hätte, sich mit jemand anderem darüber zu verbinden.
Zudem wäre es dann möglich, Dinge wie sexuelle Empathie oder gar Telepathie auf Knopfdruck einzusetzen. Die Zukunft könnte also etwas bringen, das im eigenen Körper zwar isoliert ist, sich aber mit anderen Menschen verbinden könnte. Alles schön und gut, aber Dr. Barber warnt: «Sieht man sich das Ganze in Sachen Entertainment und Menschen, die eine Beziehung führen an, sollte man aber auch an die Kehrseite denken: Was ist damit, andere Menschen zu kontrollieren und zu manipulieren?»
Jetzt klingt das Ganze plötzlich ein wenig angsteinflössend und ziemlich creepy – so geht's zumindest uns. Und trotzdem:
Das ist das Spannende an Sex: Er bringt so viel des Menschen zum Vorschein, das sonst verborgen bleibt.
Wir bleiben also gespannt was die Zukunft bringt und wer weiss, vielleicht steuern wir unser Sexleben bald mit personalisierten Einstellungen, um genau auf die Vorlieben und Bedürfnisse unserer Partner einzugehen...