Es ist eine Tradition beim Poetry Slam: die Gewinner eines Contests erhalten eine Flasche Whiskey. Daraus schliessen wir, dass Manuel Diener (28) entweder bald zum Alkoholiker wird, oder eine Whiskey-Bar eröffnen kann. Es läuft bei ihm. Manuel ist zweifacher Schweizermeister und seit ein paar Tagen ein weiteres Mal deutschsprachiger Slam-Meister im Team (Duo InterroBang, mit Valerio Moser).
Echte Profis auf der Bühne
Seit über acht Jahren steht der Philosophie-Student auf der Bühne, und hat so manchen Text performt. Ähnlich wie das Musikbusiness verändert sich auch die Poetry Slam-Szene. Allgemein fällt Manuel auf, dass immer mehr Profis auf den Slam-Bühnen stehen, die an jedem Detail ihrer Texte und Performance feilen.
Die Texte sind politischer geworden. Es ist eine Zeit, in der viele Slammer sich auf der Bühne gegen Rassismus und Diskriminierung aussprechen
Welt, hör mal zu
Während der Poesiewettstreit lange versteckt, und ausschliesslich auf Kleinkunstbühnen stattfand, erreicht er dank prominenten Vertretern wie Hazel Brugger, Gabriel Vetter oder Renato Kaiser immer mehr das breite Publikum. Das Einzel-Final der 22. deutschsprachigen Poetry Slam Meisterschaften fand in diesem Jahr immerhin im Hallenstation statt. Eat this, Justin Timberlake!
Wie gewinnt man einen Poetry Slam?
«Es gehört ganz viel Glück dazu», sagt Manuel. «Die Jury besteht bei jedem Slam aus anderen Menschen», ausserdem gebe es Applaus-Votings, wo das Publikum für ihren Favoriten jubele. Man brauche aber auch viel Lockerheit und Spass. Das klingt erstmal banal, doch das Publikum merke sofort, ob ein Slammer authentisch ist, und sich wohl fühle auf der Bühne. Ausserdem sei es wichtig, dass sich das Publikum mit den Texten identifizieren könne. Oft seien es vermeintlich inhaltslose Alltagssituationen, die sich direkt ins Herz der Leute graben.
Wie das geht, siehst du im Video oben. «Letschti» war Manuel nämlich zur falschen Zeit am falschen Ort.